Laut burgenländischer Landeshymne ist Pinkafeld „der schönste Platz auf Erden“. Ein 5500-Seelen-Nest in dem es zwar „viel Durchreise-Verkehr gibt“, aber es sonst eher „langweilig“ sei, wie eine junge Landwirtin anmerkt. Die Filmemacherin Elke Groen rückt Pinkafeld stellvertretend für den Mikrokosmos Österreich in den Kamerafokus ihrer gleichnamigen Doku, um die politischen Verhältnisse inklusive Machtverschiebungen, Polarisierung und Spaltung des Landes zu verdeutlichen. „Kein Film über Norbert Hofer“ heißt es im Untertitel. Dennoch erlangte der Ort 2016 wegen seines prominentesten Einwohners, der damals in einer SPÖ-Gemeinde als FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat antrat, einen gewissen Ruhm. 70 Prozent der Bevölkerung standen hinter dem rechtskonservativen Politiker, dem aktuellen FPÖ-Chef.
Eigentlich hätte dieser Film, den die Diagonale-Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber als ein "zentrales Dokument jüngerer österreichischer Zeitgeschichte" sehen, das Festival des heimischen Films im März eröffnen sollen. Daraus wurde nichts. Am Dienstag Abend war der Film aber im Musikverein in Graz zu sehen, ab Freitag dann im Kino.
Eingangs sieht man den fast schon absurd anmutenden internationalen Medienauflauf. Ein Journalist fragt Norbert Hofer: „Ist das das Österreich, das Sie erhalten wollen?“ Und der antwortete: „Ja, so sollte das Österreich sein, dass ich erhalten will.“ Von 2016 bis 2019 hat Elke Groen den Menschen in Pinkafeld zugehört: in Wirtshausstuben, auf Bänken unter Bäumen, im Hochsitz, in der Disco, beim Kuhfladenbingo oder im Wohnzimmer einer syrischen Familie.
Sie nähert sich ihren Protagonistinnen und Protagonisten – viele davon atypische FPÖ-Sympathisanten – auf Augenhöhe an, fragt unvoreingenommen, aber auch kritisch, wenn es sein muss. Zwischen Perchtenlauf, Pressekonferenzen, Erste-Mai-Reden und Gänseschnattern findet Groen im kleinen Ort, große und vielschichtige Einblicke in die Gesellschaft. Es stecken viele Wahrheiten in diesem Film – und das ist wunderbar