Als wir tanzten

Bewertung: ****

Das Coming-of-Age-Drama „Als wir tanzten“ über einen homosexuellen Tänzer wurde im Vorjahr in Cannes von der Film-Community bejubelt. In Georgien, von dem es erzählt, wurde der Film auch angefeindet. Die Dreharbeiten mussten im Geheimen und unter Anwesenheit von Bodyguards stattfinden. Bei der Premiere kam es in den Städten Tiflis und Batumi zu gewalttätigen Protesten, die von der Georgischen Orthodoxen Kirche und Nationalisten angeführt wurden, die den Film als „Angriff auf die Kirche“ sahen.

Der Filmemacher Levan Akin (40) wuchs in Schweden auf, seine Eltern waren Teil der georgischen Diaspora in der Türkei. Sein Film erzählt von Student Merab (Levan Gelbakhiani), der von einem festen Platz im Ensemble des Nationalballetts und einem besseren Leben träumt. Als Irakli (Bachi Valishvili) in die Akademie stößt, verändert sich alles. Aus Konkurrenten werden Trainingspartner und später Liebende. Für ihr Begehren gibt es keinen Platz im strengen homophoben und von Riten und Traditionen geprägten Korsett der Gesellschaft.

Die Intensität des Films hängt auch mit der eindringlichen Performance des Hauptdarstellers zusammen, der vielfach ausgezeichnet wurde. Die Kamera kommt ihm ganz nah und sein Gesicht erzählt universelle Geschichten von Liebe, Freiheit, Selbstbestimmung und der Chance auf eine neue Choreografie für sein Land.

Tonsüchtig

Bewertung: ***

Die Wiener Symphoniker sind eines der besten Orchester des Landes. Auf dem Konzertpodium muss diese Hundertschaft an Individuen eine Einheit bilden. Wie komplex dieser Prozess ist, wie viel an Emotionen, an Zweifel, Ängsten, Freude und Herzlichkeit an diesem so speziellen Arbeitsplatz in Erscheinung tritt, sieht man in diesem Film. Iva Švarcová und Malte Ludin haben mit vielen Musikerinnen und Musikern gesprochen, um ein Licht darauf zu werfen, was diesen komplexen Organismus zusammenhält und antreibt. Über weite Strecken solide und eher konventionell, ist die zweite Hälfte der Dokumentation spannender gelungen: Die Pensionsängste des scheidenden Konzertmeisters, das Schicksal eines mit der enormen psychischen Belastung nicht mehr zurande kommenden Musikers und die strenge Auswahl einer neuen Konzertmeisterin sind Höhepunkte, in denen sehr exakt hinter die Fassade dieses Klangkörpers geschaut wird.

After Truth

Bewertung: **

Auf Leidenschaft folgt Wahrheit: Ist Hardin der tiefgründige Typ, in den sich Tessa (Josephine Langford) in „After Passion“ verliebt hat, oder ein Bad Boy? Nachdem sie von ihm gedemütigt wurde, konzentriert sich Tessa auf ihr Traumpraktikum beim „Vance Publishing“-Verlag. Dort lernt sie Trevor (Dylan Sprouse) kennen, der im Gegensatz zu Hardin verantwortungsbewusst und einfühlsam ist. Als Hardin wieder auf der Bildfläche erscheint, keimen bei Tessa alte Gefühle und neue Probleme auf. Mit einem Mix aus „Twilight“ und „Fifty Shades Of Grey“ setzt Regisseur Roger Kumble („Falling Inn Love“) die Verfilmung der Young-Adult-Romanreihe fort. Auch im Sequel der Teenie-Romanze sind echte emotionale Momente rar. Kumble setzt auf (pseudo-)erotische Dusch- und Bettszenen im Videoclip-Stil. Auch Hauptdarsteller Hero Fiennes-Tiffin macht als Möchtegern-James-Dean trotz seines durchtrainierten Körpers keine gute Figur. 

The Climb

Bewertung: ***

Bromance statt Romance: Kyle und Mike sind beste Freunde und stehen sich sehr nah – bis Mike mit Kyles Verlobter Ava (Judith Godrèche) schläft. Und das kurz vor der geplanten Hochzeit! Was folgt, ist eine emotionale Achterbahnfahrt mit handfesten Streitigkeiten und reumütigen Versöhnungen. Anders als konventionelle Buddy-Komödien ist „The Climb“ nicht am Reißbrett entstanden. Vielmehr ist es die Geschichte seiner Drehbuchautoren und Hauptdarsteller Michael Angelo Covino und Kyle Marvin: Zwei beste Freunde, die aus ihren Erfahrungen im echten Leben einen unterhaltsamen Film geschaffen haben. In acht Episoden lernt das Publikum, was wahre Männerfreundschaft ausmacht und welche Rolle Frauen und Alkohol dabei spielen. Dank des durchdachten visuellen Konzepts kommt die preisgekrönte Tragikomödie authentisch und leichtfüßig daher. Gleiches gilt für die Protagonisten, die gekonnt zwischen ernsten Tönen und absurder Situationskomik changieren.

This Land is my Land

Bewertung: ***

Wer sind die Menschen, die Trump wählen? Für ihre Doku sind der amerikanisch-österreichischen Regisseurin Susanne Brandstätter untypische Trump-Fans wie Migrantinnen, Studenten und Langzeit-Demokraten in Ohio über Monate Rede und Antwort gestanden. Mitten in diesem polarisierenden Wahlkampf sucht sie das Verbindende, hört den Protagonisten zu und fördert erstaunliche Erkenntnisse zutage. Mehr zum FIlm lesen Sie in diesem Artikel.