Mit der Glühbirne wird Thomas Alva Edison Ende des vorletzten Jahrhunderts zum Erfinderkönig der USA. Wenn es nach dem gewieften Businessman geht, soll ganz Amerika mit seinem Licht und seinem Gleichstrom versorgt werden. Doch sein Gegenspieler George Westinghouse setzt auf Wechselstrom – ein technischer Streit, den am ehesten noch AC/DC-Rockmusikfans nachvollziehen können.
Was nach einer Physikstunde zum richtigen Elektrifizierungs-Standard klingt, wächst sich zu einem historischen Duell zweier Alphamänner aus, bei dem lediglich die beiden Ehefrauen (Tuppence Middleton und Katherine Waterston) eine allzu kleine weibliche Filmrolle spielen. Dabei wird durchaus auch mit medialen Schmutzkübeln gekämpft – bis hin zu Edisons Erfindung des elektrischen Stuhls, um die Gefährlichkeit des Wechselstroms zu zeigen.
Die Geschichte über diese historische Episode ist also – Achtung! – mit ordentlich Spannung aufgeladen, erfreulicherweise ohne langwierige Erklärungen. Stattdessen inszeniert Regisseur Alfonso Gomez-Rejon sein Biopic als frenetischen, aber nicht hektischen Wettlauf gegen die Zeit. Nebenbei erzählt „Edison“ (im Original „The Current War“) auch von den USA als aufstrebende Weltmacht, just im 21. Jahrhundert in der Ära unter Donald Trump.
Hochkarätig besetzt bis in die letzte Nebenrolle glänzen vor allem Michael Shannon als backenbartbepackter Westinghouse und Benedict Cumberbatch, der sein ambivalentes Genie Edison wie eine Mischung aus Steve Jobs und Elon Musk spielt. Als Dritter im Erfinderbunde kommt dem europäischen Immigranten Nikola Tesla (Nicholas Hoult) eine interessante Rolle als geschäftlich unbegabtem „Futuristen“ zu.
Nach dem „Current War“ bringt Edison übrigens eine Erfindung namens Kinetoscope heraus – einen Filmguckkasten für 25 Cent pro Ticket. Kollektive Kinoprojektion hielt er dagegen für nicht profitabel.
Marian Wilhelm