Es ist eine Konvention, gegen die Jo March(Saoirse Ronan)in „Little Women“ ankämpft und vor allem anschreibt. Der neue Film von Greta Gerwig – sechsfach für den Oscar nominiert – basiert auf dem Roman von Louisa May Alcott, der 1868 erschien und das Amerika kurz nach Ende des Bürgerkriegs skizziert.
Hohes Identifikationspotenzial
Die kalifornische Regisseurin, die 2018 mit der Tragikomödie „Lady Bird“ schon einen Golden Globe holte, erzählt die für damals durchaus feministische Coming-of-Age-Geschichte von vier Mädchen mit hohem Identifikationspotenzial, die sich unter ihrer Mutter (Laura Dern) in Masachuttes frei, kreativ und wild entfalten dürfen. Sie halten zusammen, sind furchtlos und grundverschieden: Jo ist die kämpferischste und einsamste von allen. Meg (Emma Watson) ist genügsam, glaubt an Liebe und Familie. Die egoistische Amy (Florence Pugh) will Künstlerin werden und nach dem Rat der Tante (Meryl Streep) reich heiraten. Beth (Eliza Scanlen) ist die stillste.
In Rückblenden
Anders als frühere Verfilmungen, inszeniert Gerwig die Vorlage nicht chronologisch als herzerwärmende Familienstory mit Schicksalen und zurechtgestutzten Ambitionen. In vielen Rückblenden zeichnet sie die Suche von vier jungen Frauen nach Liebe, Glück und Selbstbestimmtheit nach. Wir begegnen Jo March in New York, die leichtfüßig im viktorianischen Kleid durch die Straßen rennt. Ein anderes Mal tanzt sie mit dem Nachbarsbuben Laurie (Timothee Chalamet) wild auf der Terrasse eines steifen Balls.
Gerwig erzählt diese Unabhängigkeitsgeschichten in durchaus opulentem Setting, saftigen Farben, originalgetreuen Dialogen, aber mit viel Szenenwitz und macht so aus dem Klassiker eine aufregende zeitlose Emanzipationsstory mit herausragendem Ensemble. Ein wunderschöner Film, der Mut macht.
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