Bewertung: *****
Zwei britische Soldaten sitzen unter einem Baum und lassen sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Erst ein Kameraschwenk weitet den Blick auf den apokalyptischen Albtraum, der sie umgibt: Schlamm, Stacheldraht und Schützengräben, so weit das Auge reicht. Im Frühjahr 1917 stehen sich an der Westfront des Ersten Weltkriegs die Alliierten und die Deutschen in einem erbittert geführten Stellungskrieg gegenüber.
Nachdem die deutschen Truppen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abziehen, träumen die Gegner schon vom Sieg. Doch der Rückzug entpuppt sich als tödliche Falle.
Auf sich allein gestellt brechen die britischen Unteroffiziere Blake (Dean-Charles Chapman) und Schofield (George MacKay) zu einer „Mission Impossible“ durchs zerbombte Niemandsland auf: Sie sollen verhindern, dass Hunderte ihrer Kameraden in den sicheren Tod laufen. Nach seinem ergreifenden Drama „Jarhead“ über zwei US-Scharfschützen im Golfkrieg befasst sich Sam Mendes erneut mit den Folgen des Krieges für den Menschen.
Im Gegensatz zur psychologischen Studie vom quälenden Stillstand während der Operation „Desert Storm“ geht es in „1917“ um einen atemlosen Wettlauf gegen die Zeit. Sowohl inhaltlich als auch inszenatorisch verdichtet der oscarprämierte Regisseur („American Beauty“), der sich auch soeben einen Golden Globe abholte, die Rettungsmission auf einen Tag, der über Leben und Tod von 1600 Soldaten entscheidet. Dank One-Shot-Ansatz, der das Kriegsdrama als Echtzeit-Spektakel in Szene setzt, wirken die einzelnen Takes wie aus einem Guss. Die Kamera klebt förmlich an den Hauptdarstellern und verstärkt die visuelle Dynamik des Plots. Die ständige Bedrohung und der Zeitdruck, denen Blake und Schofield bei ihrem Himmelfahrtskommando ausgesetzt sind, werden für den Zuschauer zum mitfühlbaren Kinoerlebnis.
Jürgen Belko