Bewertung: ****
Was, wenn ich es nicht schaffe?“ Einst für ihre Rolle als Dorothy in „Der Zauberer von Oz“ vom Publikum gefeiert, kräht 30 Jahre später kein Hahn mehr nach Judy Garland. Finanziell und psychisch am Ende, lässt sich die einstige Leinwand-Ikone im Winter 1968 zu einem Bühnenengagement in einem britischen West-End-Theater überreden. Ihre Nerven vor dem ersten Live-Auftritt des Gastspiels liegen blank – Alkohol und Tabletten sind ihre ständigen Wegbegleiter. Allen Selbstzweifeln zum Trotz beweist das „kleine Mädchen mit der großen Stimme“, dass es sich nach all den Jahren immer noch in die Herzen der Fans singen kann. Selbst ihr Traum von der großen Liebe scheint plötzlich in Herzschlagweite: Judy stürzt sich in eine wilde Romanze mit dem Taugenichts Mickey (Finn Wittrock), der seine eigenen Karrierepläne verfolgt.
Regisseur Rupert Goold entwirft in seinem musikalischen Biopic ein ungeschöntes Bild von Showbiz-Legende Judy Garland. Einer auf den ersten Blick exzentrischen Diva, die ihre Kinder zurücklässt, um auf den Brettern durchzustarten, die für sie die Welt bedeuten.
Vorhang auf! Musik an! Und die zynische Alkoholikerin verwandelt sich in ein „Bühnentier“, das für den Applaus des Publikums musikalische Kunststücke abliefert. Die stärksten Momente hat „Judy“ abseits des Rampenlichts, wenn eine vom Leben gezeichnete Frau an ihre qualvollen Jahre als Kinderstar zurückdenkt.
Verkörpert wird die 1969 verstorbene Entertainerin von der grandiosen Renée Zellweger. Wie bereits im Musicalfilm „Chicago“ überzeugt der „Bridget Jones“-Star mit schauspielerischer und gesanglicher Performance. Wenn sie gegen Ende des Films auf der Showbühne steht und „Somewhere over the Rainbow“ singt, spielt sie keine Rolle mehr, sie ist Judy.
Jürgen Belko