Bewertung: ***
"Es ist ein fataler Irrtum, dass wir glauben, das Leben funktioniert nur, wenn man kämpft", sagt Erwin Thoma. Der Förster, Forstingenieur und Innovator aus Goldegg im Pongau wäre, würde das Wort existieren, "holzophil". Die Kamera verfolgt ihn beim Bäumeumarmen, beim Jahresringezählen, beim Schaukeln in seinem Haus, das aus reinem Holz ohne belastende Metalle, Dämmstoffe oder Verleimungen und bezeichnet den Wald als "Ort des Lebens".
Der österreichische Dokumentarist Erwin Wagenhofer, dessen Filme "We Feed The World", "Let's Make Money" oder "Alphabet" mit ernsten Themen und einer Globalisierungskritik wach gerüttelt haben, geht nun in "But beautiful" neue, sanftere Wege und widmet sich dem guten, positiven Leben.
Neben dem Holzvisionär Erwin Thoma holt er andere Menschen und Initiativen vor die Kamera, die die Alternative leben, das Gute und Schöne bewahren oder kreieren. Ohne das titelgebende Aber.
Wie Barbara und Erich Graf: Die beiden Akademiker aus der Schweiz haben ihre Brotberufe vor mehr als zehn Jahren an den Nagel gehängt und sind mit ihren Kindern auf die Insel La Palma ausgewandert, wo sie autarke Permakultur betreiben, ein Stück "totes" Land zu einem fruchtbaren Wuchertum hochgejazzt haben und auf 40.000 Quadratmeter ein Zentrum für ökologische Lebensentfaltung betreiben. Sie sagen diese schönen Sätze: "Es kommt auch vor, dass wir Leute besuchen und Mist mitbringen. An Mist mangelt es immer."
Nächste Station der Doku: das Barefoot College in Nordindien, das ein beeindruckendes Netzwerk an Solar-Mamas aufgebaut hat und so weltweit Frauen in den entlegendsten Gebieten zu Expertinnen in Solarenergie macht und zu Heldinnen in ihren Dörfern. Zentrale Aussage von Sanjit "Bunker" Roya: Aus Schwächen sollen Stärken werden. Und Frauen bringen die Veränderung.
Auch der Dalai Lama, seine Schwester kommen zu Wort. Die Beispiele in der Doku sind musikalisch miteinander verbandelt - zu hören sind die kolumbianische Sängerin Lucia Pulido, Jazztrompeter Mario Rom mit seinem Trio Maria Rom's Interzone sowie der etablierte US-Pianisten Kenny Werner. Dessen Credo: Eigene Hemmungen überwinden, um die Kreativität frei laufen zu lassen. In Worten: "Es geht nicht darum, wohin sich die Musik entwickelt. Es geht darum, wohin sich die Musiker entwickeln."
Erwin Wagenhofer badet in Optimismus, zeigt die gelebte Alternative und rückt Lösungen in den Fokus. Auf das Anprangen wird diese Mal verzichtet. Das beschwingt einen beim Zuschauen, schrammt in den Interviews aber nicht selten befremdlich nah an der Esoterik-Grenze. Auf den zweiten Blick macht der Film gerade in Zeiten von "Fridays for Future", kollabierenden System, Ausbeutung von Erde Sinn. Dass Wagenhofer, 14 Jahre nach "We Feed The World", mit seinem Feel-Good-Weltrettungs-Movie wieder seiner Zeit deutlich voraus ist, bleibt unbestritten.