Bewertung: ****
Vier Oscars in den Königsdisziplinen "Bester Film", "Beste Regie", "Bestes Original-Drehbuch" und "Bester nicht englischsprachiger Film" für Bong Joon-hos "Parasite" bei den 92. Academy Awards. Lesen Sie hier unsere Filmkritik nach: Turbokapitalismus ist in Südkorea allgegenwärtig. Das bekommt auch Familie Kim in ihrer Kellerwohnung zu spüren. Doch das Vater-Mutter-Tochter-Sohn-Gespann ist erfinderisch. Als der Sohn Nachhilfelehrer bei der reichen Familie Park wird, drehen die Kims den Spieß um und machen die Reichen nach und nach von sich abhängig. Während das verwöhnte Ehepaar Park und seine Kinder nicht wissen, wie ihnen geschieht in ihrer luxuriös-modernen Villa, kennen die vier Underdogs auf dem Weg nach oben kein Pardon.
Der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho hat mit „Gisaengchung“ („Parasite)“ eine bissige Kapitalismus-Komödie inszeniert, die sich im Laufe der kurzweiligen zwei Stunden und zwölf Minuten immer weiter ins Bösartige steigert – inklusive einiger ordentlicher Überraschungen.
Zuletzt war der Filmemacher und Drehbuchautor mit der Netflix-Produktion „Okja“ bereits in absurden Gefilden unterwegs. In seinem grimmig-kalten Dystopie-Actionfilm „Snowpiercer“ von 2013 nutzt er ähnlich überdeutliche Symbolik wie jetzt für das Oben und Unten.
„Parasite“ ist aber weitaus weniger genre-lastig, mit nur einem Hauch von Thriller gegen Ende und viel schwarzer Komödie. Die makellos kadrierten Bilder überlassen es der Geschichte, die Spirale dieser Farce weiterzutreiben, bis hin zu einer großen Überschwemmung und einem konsequenten Finale. Dass die Gesellschaftskritik dabei nicht plump wird, ist dem treffsicheren Witz und den durchaus liebevollen Figuren zu verdanken.
Verdient!
Anders als im japanischen Cannes-Gewinnerfilm des vergangenen Jahres, Hirokazu Koreedas „Shoplifters“, befindet sich die Außenseiterfamilie in „Parasite“ eindeutig im selbstorganisierten Klassenkampf gegen die Superreichen. Die Goldene Palme 2019 bekam Bong Joon-ho für seine „Komödie ohne Clowns und Tragödie ohne Bösewichte“ verdient!
Marian Wilhelm