Der Hype um den neuen Tarantino-Film ist ebenso maßlos wie der Film selbst. “Once Upon A Time… In Hollywood” ist eine zweieinhalbstündige, manische Zeitreise an den großen Wendepunkt der amerikanischen Filmfabrik, gerade jetzt, 50 Jahre später, wo vielleicht wieder ein Umbruch bevorsteht.


Wir schreiben das Jahr 1969, New Hollywood mit “Bonny and Clyde” und “Easy Rider” löst das alte Studio-System ab. Western-Star Rick Dalton hält sich mit Bösewicht-Rollen im Fernsehen über Wasser, zum richtigen Leinwand-Helden hat er es nie gebracht. Sein Stunt-Double Cliff Booth ist auch sein Fahrer und einziger Freund. Leonardo DiCaprio und Brad Pitt spielen in diesen zwei skurrilen Rollen auf wie nie zuvor.


Es ist eine wahre Freude ihnen dabei zuzusehen. Tarantinos Liebe gilt diesen beiden Versagern und ihrer alten Welt.

Eine warme, detailverliebte fast hypnotische Nostalgie durchdringt jede Szene des Films, vom Autokino bis zum Western-Set, von TV-Spots bis zur Musik aus dem Radio. Doch ein Stör-Element durchkreuzt die schöne Erinnerung: die brutalen Morde von Charles Mansons Sekten-Mitgliedern an der schwangeren Schauspielerin Sharon Tate und vier ihrer Freunde, die die Hippie-Love-Utopie von ‘68 beendeten. Und Rick Dalton wohnt ausgerechnet neben der Villa von Tate und ihrem Ehemann Roman Polanski. Tarantino spielt über zwei Stunden mit der Erwartung dieser grausamen Realität innerhalb seiner bunten Fiktion. Er schickt Sharon Tate (Margot Robbie) ins Kino, um ihren eigenen echten Film anzuschauen. Er lässt Cliff in einer trügerischen Szene auf die Sekten-Mitglieder treffen.


Am Ende geht es Tarantino aber immer um das Kino. Die verbriefte echte Vergangenheit bleibt da nur in einer ironischer Nachbarschaft dazu. Nostalgie ist eben nicht Geschichtsschreibung. Aber großartig im Tarantino-Kino.