Bewertung: ****

Du musst den, als der du geboren wurdest, umbringen, um zu der Person zu werden, die du sein willst.“ Ein Ratschlag, den Reginald Dwight in den 60er-Jahren radikal umsetzt. Der noch unbekannte Musiker tauscht T-Shirt und Jeans gegen glitzernde Jumpsuits, extravagante Brillen und gibt sich den Künstlernamen Elton John. Was folgt, ist ein kometenhafter Aufstieg, der aus dem schüchternen Reggie einen Popstar von Weltformat macht.


Innerhalb kürzester Zeit landet das einstige Klavierwunderkind mit seinen Songs in den Charts und schreibt mit seinem kongenialen Songwriting-Partner Bernie (Jamie Bell) einen Hit nach dem anderen. Wirklich glücklich ist der „Rocketman“ aber nur auf der Bühne. Für ihn ein Zufluchtsort, an dem er sein kann, wer er will, und an dem seine traumatische Kindheit keine Rolle spielt. Abseits des Rampenlichts scheitert er: Falsche Freunde, Manager und Liebhaber wechseln sich mit Alkohol-, Sex- und Drogeneskapaden ab. Erst als ihm klar wird, dass er sich nicht ein Leben lang hinter der Kunstfigur verstecken kann, wagt Reginald den entscheidenden Schritt und beginnt eine Therapie.


Angesichts seines exzessiven Lebensstils und der erlittenen Kränkungen ist es ein Wunder, dass aus Elton John jener „Sir“ wurde, den die Queen 1998 in den Adelsstand hob. Schonungslos legt Dexter Fletcher, der als Regisseur im Queen-Biopic „Bohemian Rhapsody“ bereits Musikfilm-Erfahrung gesammelt hat, die innere Tour de Force seines Protagonisten offen. Taron Egerton („Kingsman“) singt und tanzt sich durch Elton Johns Licht- und Schattenseiten und macht auch in den Musicalszenen gute Figur. In knallbunten Kostümen und einem glamourösen Setting schmettert er energiegeladen dem Publikum einen Hit nach dem anderen um die Ohren.