Wenn Tim Burton („Alice im Wunderland“) am Regiestuhl Platz nimmt, wird es auf der Leinwand quietschbunt und opulent. Auch in der Disney-Realverfilmung greift der Kinovisionär in die Trickkiste und inszeniert eine märchenhafte Außenseiter-Story, in deren Zentrum das Elefantenbaby Dumbo steht.
Vom Zirkuspublikum wegen seiner Riesenohren zunächst verspottet, avanciert der Dickhäuter dank der Artistenkinder Milly (Nico Parker) und Joe (Finley Hobbins) zum Star der Manege.
Die zwei Halbwaisen entdecken, dass der kleine Elefant mit seinen großen Ohren fliegen kann! Eine Sensation, von der auch der zwielichtige Unternehmer V. A. Vandevere (Michael Keaton) Wind bekommt, der das große Geschäft wittert. Er kauft Dumbo als Attraktion für seinen Vergnügungspark – doch hinter der Fassade von „Dreamland“ verbergen sich dunkle Geheimnisse.
Die Geschichte von „Dumbo“ geht auf das Jahr 1939 zurück und sollte damals als Roll-A-Book auf den Markt kommen: eine Box mit Rädchen, an dem der Leser drehen und durch ein Fenster die Geschichte lesen kann. Von Disneys Trickfilm-Klassiker ist das Remake Leinwanddekaden entfernt. Burtons Neuinterpretation erweitert nicht nur den Plot, sondern ändert die Erzählperspektive: Statt durch Dumbos Augen wird die Geschichte aus der Sicht der menschlichen Figuren interpretiert.
Eine davon ist der abgehalfterte Zirkusstar Holt, der sich mit seinen Kindern um Dumbo kümmert und an dessen außergewöhnliche Fähigkeiten glaubt. Kein Wunder, der von Colin Farrell verkörperte Veteran ist aufgrund eines amputierten Arms selbst ein Außenseiter in der Artisten-Welt. Sein Oneliner steht stellvertretend für die Botschaft des Films: „Man muss nicht perfekt sein, aber an sich glauben.“
Bewertung: ****
Jürgen Belko