Die Farben sind sonnengetränkt, von Wärme durchflutet. In der ersten glückseligen Szene halten sich Tish (Kiki Layne) und Fonny (Stephan James) an den Händen, schlendern an einem Fluss entlang. „Bist du bereit?“, fragt er sie. Ihre Antwort: „Ja“. Die beiden küssen sich, und die Kamera fährt geschmeidig über ihre Köpfe hinweg. Diesem Anfang wohnt ein Liebeszauber inne. Einer, der ein jähes Ende findet.
Nur wenige Szenen später trennt die Liebenden und werdenden Eltern eine Wand aus Sicherheitsglas. Fonny sitzt hinter Gittern. Für eine Vergewaltigung, die er nie begangen hat. Sein Alibi ist wertlos. Denn: Er ist schwarz und der rassistische Polizist, der ihn in Harlem in New York der 1970er aus Bosheit beschuldigt, weiß.


Diese Beale Street, eigentlich eine Straße in Memphis, dient James Baldwin, dem Intellektuellen der Bürgerrechtsbewegung, in seinem vorletzten Roman „If Beale Street Could Talk“ aus dem Jahr 1974 als Metapher. „Jeder schwarze Amerikaner wurde in der Beale Street geboren“, hat er einmal gesagt. „Sie ist unser Erbe.“ Das Buch ist 2018 in neuer deutscher Übersetzung erschienen.

Verschmäht


Baldwins Worte bekommen im Film von Oscar-Preisträger Barry Jenkins („Moonlight“) großes Gewicht. „Beale Street“ erzählt warmherzig von einer Liebe wider die Willkür. Der Film, der bis auf den Preis für Regina King als beste Nebendarstellerin in den wichtigen Kategorien von der Academy ignoriert wurde, nimmt eine zuversichtliche afroamerikanische Perspektive ein – auch wenn einen plötzlich mittendrin Schwarz-Weiß-Fotos der Vergangenheit in die Gegenwart katapultieren.
Diese Liebe, sie leuchtet in den Gesichtern der Darsteller. Trotzdem. Eine wunderschöne Botschaft, verpackt in hinreißend Bilder, starke Dialoge und zärtliche Musik.

Bewertung: *****