Frittierfett verbindet. Das für fünf Oscars nominierte Drama „Green Book“ kommt nicht ohne versöhnliche Fried-Chicken-Szene aus. Auf der Hinterbank des türkisen Cadillacs kostet der distinguierte Pianist „Doc“ Don Shirley (Mahershala Ali) zum ersten Mal frittiertes Hendl, nachdem ihm das der einfach gestrickte Italo-Rausschmeißer Tony Vallelonga (Viggo Mortensen), den alle der Einfachheit halber „The Lip“ nennen, schmackhaft gemacht hat. Ein Stereotyp, das sich seit „Driving Miss Daisy“ (1989) mit Jessica Tandy und Morgan Freeman hartnäckig hält und von der Traumfabrik regelmäßig aufgewärmt wird.
Bis das Fett tropft, geht es im Wohlfühlfilm nach wahrer Biografie unter der Regie von Peter Farrelly („Verrückt nach Mary“) weniger geschmeidig zu: Tony sucht einen Job und stellt sich beim afroamerikanischen „Doc“ vor, der über der Carnegie Hall in seinem Wohnzimmer thront.
Der einsame Musiker wird von den Weißen diskriminiert, ist aber nicht schwarz genug für die Musik der Schwarzen. Die Aufgabe: den Künstler Anfang der 1960er sicher durch die rassistischen Südstaaten zu kutschieren. Die Route gibt ihnen das titelgebende „Green Book“ vor – ein Ratgeber, der Unterkünfte und Restaurants listet.
Famoses Spiel und einige Lücken
Weißer Diener, schwarzer Herr – damit bricht der Plot mit den üblichen Erwartungshaltungen. Die Bilder sind lässig, der Style cool, die Dialoge an vielen Stellen zu aufgesetzt. Das famose, punktgenaue Zusammenspiel der ungleichen Charaktertypen macht vieles wieder wett. Seit wenigen Wochen ist der Film aber unter Beschuss – zu gefällig werde die brandaktuelle Rassismusdebatte erzählt. Und: Die Nachfahren Shirleys widerlegen vehement die Freundschaft der beiden. Vallelonga sei nur der – ziemlich beste – Chauffeur gewesen