Klasse Königinnen hat Hollywood schon viele gezeigt: Helen Mirren in „The Queen“, Cate Blanchett als Elizabeth I., Kirsten Dunst als Marie Antoinette. Und in „Maria Stuart“ duelliert sich Saoirse Ronan mit Margot Robbie.


So eine Königin wie jene von Yorgos Lanthimos in „The Favourite“ hat aber noch nie im Kino regiert. Queen Anne ist missvergnügt, herrisch, unberechenbar, von der Gicht geplagt und vom Schicksal konsequent abgewatscht worden. Ihr Machtkalkül ist dennoch ausgeprägt. Sie regierte von 1702 bis 1714, war ab 1707 das erste Oberhaupt des Königreichs Großbritannien.

Hummerrennen und Granatäpfelschlachten

Und Anne brachte 17 Kinder zur Welt, wovon keines seinen 12. Geburtstag erlebte. Angelehnt daran, lässt der in London lebende Grieche 17 Kaninchen durch den Palast hoppeln. Das bleibt nicht die einzige irrwitzige Szene im barocken Kammerspiel: Die Queen veranstaltet Hummerrennen und die Hofgesellschaft bewirft sich nackt mit Granatäpfeln. All das fängt die Kamera mit Weitwinkelobjektiv und Reißschwenks virtuos und fordernd ein.

Die für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominierte Olivia Colman verkörpert diese manische Frau, die trotz ihres Leids eine Expertin in politisch-erotischem Machtmissbrauch ist, furios. Zwei Frauen buhlen um ihre Gunst: Rachel Weisz mimt ihre intrigante Hofdame Sarah und Emma Stone die findige Dienerin Abigail, die sich aus der Kloake ins Königinnenbett hocharbeitet – auch bei den Oscars treten die zwei als beste Nebendarstellerinnen gegeneinander an. Nach „The Lobster“ und „The Killing of a Sacred Deer“ ist die zehnfach oscarnominierte Farce „The Favourite“ Lanthimos’ zugänglichster Film. Er skizziert das Matriarchat opulent, derb, kurzweilig, ironisiert mit gewitzten Dialogen und definiert das Genre des Kostümfilms neu.