Vor drei Jahren erschien Dave Eggers Buch „The Circle“ auf Deutsch, das als Warnung vor einer allumfassenden Macht von Internetkonzernen gleich an die Spitze der Bestsellerlisten kletterte. Die Dystopie im schicken Gewand einer utopischen Idee, die bald einmal eine Fratze aufsetzt, schrie förmlich nach einer Verfilmung.
US-Regisseur James Ponsoldt, der hierzulande nur bei der Viennale präsent war, entwickelte mit Eggers das Filmdrehbuch und konnte bei der Umsetzung auf eine ziemlich glamouröse Besetzung zurückgreifen. So agieren Patten Oswalt und Tom Hanks, der auch mit seiner Produktionsfirma Playtone in das Projekt involviert ist, als Chefs jenes gigantischen IT-Konzerns in Silicon Valley, der wie der Zusammenschluss von Google, Facebook und Apple auf die Kinoleinwand kommt.
Und dann wäre da noch Emma Watson, die als Mae Holland präsentiert wird: Zuerst als paddelnde junge Frau, als in einem öden Büro versauernde Angestellte, die sich um ihren schwer kranken Vater und ihre Mutter kümmert. Schließlich der Anruf einer Freundin: Sie möge sofort zu einem Vorstellungsgespräch beim imagemäßig führenden Internetkonzern „The Circle“ gehen. Mae ist geblendet von den kommunikativen Möglichkeiten, die letztlich auf die völlige Aufgabe jeglichen Privatlebens hinauslaufen. Mae engagiert sich als Musterfirmenneuling, die ihr Leben als Livestream stattfinden lässt. Bis zum bösen Erwachen.
Ponsoldt lässt Weltbeglückung und Irrsinn ineinanderfließen, um letztlich die Parole „Geheimnisse sind Lügen“ auf den Punkt zu bringen.
Reinhold Reiterer