Ruben Östlund hat in der Pandemie eine Fake-Kreuzfahrt unternommen. Gedreht hat er seinen Film „Triangle of Sadness“ nämlich zu einem guten Teil in seinem Heimatland Schweden. Und auch die Palme, die er in Cannes für seine Farce erhalten hat, ist nicht echt, sondern golden. Nach der bissigen Kunstmarktsatire „The Square“ (2017) hat er nun also zwei glänzende Palmen im Regal stehen. Verdient ist die zweite allerdings nicht.

Auch im 149-minütigen „Triangle of Sadness“ richtet sich der filmische Spott wieder gegen die Reichen und Schönen. Bevor es auf die Kreuzfahrt-Reise geht, stellt uns der Film im ausführlichen Prolog noch zwei der Passagiere vor: Carl und Yaya, er Männer-Model, sie Influencerin, sind auf den Luxus-Trip eingeladen. In dieser Welt der Oberflächlichkeiten findet sich auch das titelgebende Dreieck wieder, das kein gefährliches Südsee-Gebiet, sondern eine Region von Falten zwischen den Augen bezeichnet. Mit Botox ließe sich die Traurigkeit in Carls Gesicht ganz leicht beseitigen. Wie schon in seinen bisherigen Filmen versucht Östlund seine Figuren zu demaskieren. Dafür bringt er sie in Ausnahme-Situationen, wie in seinem Durchbruch „Force Majeure“, wo eine Familie im Nobel-Ski-Resort von einer Lawine überrascht wird. Oder bei einer grenzüberschreitenden Affen-Performance in „The Square“.

Von solchen unangenehmen Situationen lebt auch „Triangle of Sadness“. Für die Zuschauenden sind diese einzelnen Szenen umso unterhaltsamer, je seltsamer und beißender sie für die Figuren werden. Am Kreuzfahrtschiff zieht da etwa ausgerechnet beim Dinner mit dem kommunistischen Kapitän (Woody Harrelson in einer traumhaften Traumschiff-Rolle) ein Sturm auf. Die Seekrankheit lässt den superreichen Passagieren reihenweise ihr Hauben-Essen und ihren Champagner wieder hochkommen. Als sie dann auf einer einsamen Insel Schiffbruch erleiden, kehrt sich die soziale Hierarchie plötzlich um und die „Toiletten-Managerin“ Abigail (Dolly de Leon) ist die einzige, die Feuer machen und Fische fangen kann. Carl wird zu ihrem Toyboy und auch der russische Agrar-Oligarch (großartig: Zlatko Burić) arrangiert sich schnell mit der neuen Machtstruktur.

So richtig verwerten kann Ruben Östlund das kritische Potential dieser Verkehrung leider nicht. Ohne saubere Plot-Struktur und Figuren-Entwicklung hängen die einzelnen Szenen-Schmähs allzu oft in der Luft. „Triangle of Sadness“ bleibt damit ein überschätzter Film, aber durchaus humorvoll-seichter Ausflug zu den Palmen.