Unser Film der Woche ist diesmal "Große Freiheit", der österreichiche Bewerber für den Oscar. Eine ausführliche Kritik dazu lesen hier.

Die Geschichte meiner Frau

Bewertung: ∗∗∗

2017 erhielt die Ungarin Ildikó Enyedi für „Körper und Seele“, die zarte Lovestory am rauen Schlachthof, den Goldenen Bären. „Die Geschichte meiner Frau“ nach dem gleichnamigen Roman von Milán Füst fällt dagegen beinahe konventionell aus. Erzählt wird vom wortkargen Seebären Jakob Störr (Gijs Naber), der an Land nicht sesshaft wird. Nach einer Wette hält er spontan um die Hand der jungen, lebenslustigen Lizzy (Léa Seydoux) an, die tatsächlich Ja sagt. Zunächst sind die zwei ungleichen Charaktere betört vom anderen. Doch seine Eifersucht wächst. Opulent ausgestattete, aber etwas langatmige Lovestory, in der „Bond“-Woman Léa Seydoux als stets auf der Flucht wirkende Frau begeistert.

Ghostbusters Legacy

Bewertung: ∗∗∗

1984 ließ Ivan Reitman vier kauzige Geisterjäger aufs Kino los, die Geburtsstunde eines popkulturellen Phänomens. Nach einer in vielen Augen gescheiterten Neuauflage soll nun sein Sohn Jason, bekannt für Indie-Filme wie ,,Juno“, frischen Wind in die angestaubte Franchise bringen. Im vierten Film der ,,Ghostbusters“-Reihe zieht eine alleinerziehende Mutter mit ihren zwei Kindern in ein unscheinbares Städtchen in Oklahoma. Als sich übernatürliche Vorkommnisse häufen, sehen sie sich mit ihrem eigenen Familienerbe konfrontiert. Die Sci-Fi-Komödie mag sich etwas zu aufdringlich in nostalgischen Ergüssen wälzen, punktet aber mit Retro-Charme à la Spielberg. Ehrwürdiges Denkmal für einen Kultklassiker.

The Power of the Dog

Bewertung: ∗∗∗∗

Jane Campions Western ist eigentlich ein Familiendrama. Doch die gibt es bekanntlich immer und überall, auch an der Schwelle zur Zivilisation im Montana der 1920er-Jahre. Die beiden Brüder Phil und George Burbank haben es als Rinderzüchter bereits zu Wohlstand gebracht. Der ruhige George findet sich in die neue Rolle eines reichen Landbesitzers ein und bandelt mit der Witwe Rose an, die ihren Teenager Sohn Peter mitbringt. Der unfeine Phil dagegen zelebriert noch immer das harte Leben eines Cowboys in der Prärie. Erst spät im Film erfahren wir, was hinter seiner dominanten Härte steckt. Jesse Plemons, Kirsten Dunst und vor allem Benedict Cumberbatch spielen faszinierende Figuren an der Schwelle einer neuen Zeit. Die neuseeländische Regisseurin Jane Campion („Das Piano“) filmt den amerikanischen Wilden Westen in ihrem Heimatland mit streng komponierten Bildern und verhandelt darin zugleich auch die gespaltene Gesellschaft der Gegenwart. Ein intelligenter Western, der lange nachwirkt.

Platzspitzbaby

Bewertung: ∗∗∗

Pierre Monnards berührendes Drama beleuchtet ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte Zürichs. Der „Platzspitz“ war ab Mitte der 1980er der größte offene Drogenraum Europas. 1995 wurde dieser gesperrt, die Probleme verlagerten sich in die Provinz und in Privaträume. Feinfühliges und pathosbefreites Coming-of-Age-Drama über ein Mädchen (Luna Mwezi) und seine drogenabhängige Mutter (Sarah Spale), den Teufelskreis der Sucht und das Streben nach Emanzipation.

Wheel of Fortune and Fantasy

Bewertung: ∗∗∗∗

Im Taxi erzählt eine junge Frau begeistert von einem Rendezvous mit einem Mann, der sich als frühere Liebschaft ihrer besten Freundin herausstellt. Ein gescheiterter Student bittet seine Affäre, sich für ihn an einem ehemaligen Uni-Professor zu rächen und diesen zu verführen. Die Wiederbegegnung von zwei ‘alten Bekannten’ erweckt neue Gelüste.
In drei Episoden reflektiert Ryusuke Hamaguchi wehmütig über verpasste Chancen und zufällige Begegnungen. Sinnlich, virtuos.