THE CREATOR Bewertung: ****

Künstliche Intelligenz (KI) ist bekanntlich der Streitpunkt in Hollywood. Die Studios wollen Schauspielende einsparen, die halten mit ihrem Arbeitskampf dagegen. Im Sci-Fi-Action-Drama „The Creator“ ist es genau andersherum: das amerikanische Militär jagt die intelligenten Roboter erbarmungslos. Elitesoldat Joshua (John David Washington) war im Kampf gegen KI undercover – bis die eigenen Leute seine schwangere Frau getötet haben.
Der Film lässt keinen Zweifel daran, auf welcher Seite er steht. Spoiler: Es ist nicht die USA. Das passt zum wichtiger werdenden asiatischen Kinomarkt. Damit stellt sich der britische Regisseur Gareth Edwards („Rogue One: A Star Wars Story“) in die Tradition einflussreicher Anti-Vietnamkriegs-Klassiker; auch visuell. Der Look des Films ist realistisch gehalten, gedreht wurde in wildem Stil an realen Orten, u. a. in Thailand. Die sparsamen futuristischen Effekte wurden erst nachträglich eingebaut. Wenn die Panzer Hütten niederwalzen und US-Soldaten Dörfer niederbrennen, fühlt man sich fast in die 1970er zurückversetzt, wären da nicht die asiatischen Androiden mit ihrem Loch im Kopf. Die KI-Robos sind hier keine Bedrohung, sondern Opfer von Verfolgung. Gespielt u. a. von Ken Watanabe, sind sie äußerlich wie seelisch durchaus menschlich – eine klassische Sci-Fi-Identitätskrise. Auch inhaltlich überzeugt „The Creator“ mit dem simplen, aber effektiven Drama-Plot seiner Hauptfiguren, ursprünglich unter dem Arbeitstitel „True Love“ geschrieben. Futurismus mit Herz. (maw)

ROSE Bewertung: ****

Die bewegendsten Geschichten schreibt oft das Leben. Niels Arden Oplev, bekannt für die Adaption von Stieg Larssons Millenium-Trilogie, erzählt von einer vom Leben gebeutelten Frau. Inger (Sofie Gråbøl) hat Schizophrenie und lebt Ende der 1990er in einem Pflegeheim. Das war nicht immer so. Einst hatte sie ein Leben und einen Liebhaber in Paris. Dorthin wollen sie ihre Schwester Ellen (Lene Maria Christensen) und ihr Mann Vagn (Anders W. Berthelsen) mit einer Bus-Tour mitnehmen. Während manche Inger sofort ins Herz schließen, stoßen sich andere an ihrer unverblümten Art. Wie Inger allen beweist was in ihr steckt, ist eine gelungene, die Grenze zwischen Kitsch und Drama geschickt navigierende Reise. Gråbøl glänzt als getriebene, weise Inger. (sg)

WALD Bewertung: ****

WOCHENENDREBELLEN Bewertung: **

Jeder Mensch hat einen Lieblingsfußballverein. Das gilt für alle außer Jason (Cecilio Andresen). Jason liebt Raumfahrt, Wissenschaft, Logik und er ist Autist. Seine Mitschülerinnen und Mitschüler können wenig mit ihm anfangen, sein Vater Mirko (Florian David Fitz) leider ebenso. Als Jason beschließt, er brauche endlich einen Lieblingsverein, führt das die beiden zusammen. Zuerst müssen Vater und Sohn aber alle deutschen Vereine bei ihren Spielen besuchen und nach einer streng vorgegeben Kriterienliste Jasons begutachtet werden. Klingt kitschig, basiert aber auf einer wahren Story. Der Film entspricht dem aktuellen Trend zum sentimentalen Wohfühlkino. Die deutsche Bundesliga wird’s freuen, sie hat mitfinanziert. (sg)

A BOY'S LIFE Bewertung: *****

„Ich habe die Folter gesehen, ich habe das Abschlachten gesehen.“ Daniel Chanoch, 1932 in Litauen geboren, erzählt von 44 Monaten im Getto, in Auschwitz, Mauthausen, Gunskirchen. Er erzählt vom Unerzählbaren, dem industriellen Töten, Josef Mengeles Experimenten, Kannibalismus – von einem Kind in dieser menschgemachten Hölle. Christian Krönes und Florian Weigensamer filmen, wie in ähnlichen Arbeiten zuvor, ihren Protagonisten vor einer schwarzen Wand, strukturiert durch Texttafeln und zeitgenössische Filmbilder. Ein wichtiger Film, natürlich, aber gerade wegen seiner formalen Strenge, die dem reflektierten Erzähler Raum gibt, auch ein großartiger Film. Bei seiner Befreiung 1945 war Chanoch 13 Jahre alt. (cz)