Audrey Sullivan ist eine erfolgreiche Wirtschaftsanwältin in Seattle. Für ihre nächste Beförderung wird sie zu einem Kunden nach China geschickt, denn sie hat als Adoptivkind asiatische Wurzeln. Mit den Sprachkenntnissen ist es jedoch nicht weit her, also nimmt sie kurzerhand ihre beste Freundin Lolo mit. Diese ist Künstlerin und eine echte Asian-American, für sie ist Audrey eine Weiße.
Der Film macht gleich zu Beginn eine kurze Rückblende auf die erste Begegnung der beiden auf dem Kinderspielplatz. Schon dort macht "Joy Ride – The Trip" klar, dass es keine brave Wohlfühlreise wird. Denn die Komödie bewegt sich zielsicher und konsequent im Erwachsenenbereich. Im prüden Amerika ist die begrenzte Altersfreigabe (R-Rating, ab 17 oder in Begleitung) fast schon ein eigenes Genre mit ordentlich eingeschränktem Teenagerpublikum. Hierzulande ist der wilde Trip von Regisseurin Adele Lim schon ab 14 freigegeben. US-Komödien mit R-Rating gibt es genügend. Wenige haben Frauen als Hauptfiguren und "Joy Ride" ist der erste große Versuch, die Erwachsenenunterhaltung mit Diversität zu kombinieren. Nach dem Oscarerfolg "Everything Everywhere All at Once" und dem aktuellen Indie-Drama "Past Lives" ist "Joy Ride" ein weiterer internationaler Erfolg für den Asian-American Film.
Wie oft in Komödien ist es nebensächlich, was die Reisenden alles erleben. Nachdem die beiden die autistische Cousine, genannt Deadeye, aufgegabelt haben, treffen sie in China Audreys Studienkollegin, die Schauspielerin Kat. Gespielt werden die vier von Ashley Park, Sherry Cola, Sabrina Wu und der oscarnominierten Stephanie Hsu. Von da an geht alles schief, was schiefgehen kann. Viel Alkohol und andere Drogen sind ein Grund dafür, Lolas Sex-Drive ein anderer. Selten wurden Männer so ungeniert-ironisch als Lustobjekte gefilmt, der echte NBA-Spieler Baron Davis und sein chinesisches Basketballteam inklusive. Richtig dreckig wird es aber auch nicht, ist doch alles im Dienste des Humors. Und der sitzt!
Die Gags fallen schön verschwenderisch mit gutem Timing. Die Geschichte hält auch Überraschungen bereit. "Joy Ride" schafft es, die ernste Ebene rund um Audreys Adoptiv-Herkunft und doppelte Identität nicht ganz aus den Augen zu verlieren und immer wieder mit Witz einzubringen.
Sie wollte einen Film machen "über Frauen, die wie wir ausschauen, chaotisch sind und ihre sexuelle Lust zeigen, aber das Herz am rechten Fleck haben", sagte Regisseurin Adele Lim in Interviews. Das ist ihr gelungen.
Marian Wilhelm