"Wien, nur Wien, du kennst mich up, kennst mich down“, heißt es in Falcos Song. Der deutsche Filmemacher Philipp Jedicke legt mit „Vienna Calling“ nun einen Dokumentarfilm über Wiens Underground vor.
Das Publikum bekommt einiges geboten: Es wird zur Schwarzen Messe mit Autorin Lydia Haider und Veranstalter Samu Casata über geheime Eingänge in die Kanalisation geladen und zum familiären Beisammensein in EsRaps Wohnzimmer. Bei den legendären Lockdown-Konzerten in einer Peep-Show-Location mit Voodoo Jürgens rotiert das Plüschsofa. die Zuschauerinnen und Zuschauer spechteln durch die Gucklöcher auf ihn. Kerosin95 rennt über die St. Marxer Betonwüste – im Brautkleid. Und spielt ein Schlagzeugsolo.
Die Kunstfigur Gutlauninger indes trainiert im goldenen Anzug im leeren, renovierungsbedürftigen Swimmingpool. Und der Nino aus Wien lässt (viele) Haare bei Falcos Star-Figaro Erich Joham und sinniert vor dem Spiegel über einiges. „Es wachst sowieso nach, oder?“ sagt der Musiker und fragt, ob die Frisur „jetzt vollendet“ sei. Und immer wieder stranden die sympathischen Protagonistinnen und Protagonisten im Schmauswaberl und im Café Weidinger.

„Vienna Calling“ ist keine klassische, einordnende Austropop-Doku, sondern eine subjektive Liebeserklärung ans dreckige, sich im Grind suhlende, herzklopfende, wummernde, traumhafte, nächtliche und teils unbekannte Nischen-Wien. Inklusive „Great Rock’n’Roll Swindle“ für Deutsche, wie Wanda-Manager Stefan Redelsteiner am Ende erklärt.

Die Bilder von Max Berner rahmen die Starträumereien in leuchtenden Farben ein, verleihen Beisl-Bühnen und Keller-Lokalen einen wunderbaren Rahmen. Der Sound und der Schmäh sitzen sowieso. Fazit: ein bisschen Wiener Grind-Disneyland zum Mitfiebern und Mitfeiern.