Mit seiner Konsole hat er in Tausenden Stunden in seinem Jugendzimmer bei Geschwindigkeiten von mehr als 300 km/h schon alles erlebt: gewagte Überholmanöver, Fehlstarts, die Ideallinie, Querbeschleunigung, Siegesräusche. Dann erhält Jann Mardenborough (Archie Madekwe), ein Jugendlicher aus der Arbeiterklasse im englischen Cardiff, die einmalige Chance, einen echten Boliden zu steuern.
„Gran Turismo“ ist eine motorisierte David-gegen-Goliath-Geschichte, die auf wahren Ereignissen beruht und den gleichen Namen wie die populäre Simulationsspiel-Reihe für die PlayStation trägt. Sony soll davon mehr als 76 Millionen Spiele verkauft haben. Viele Szenen geben Vollgas in Sachen Produktwerbung für Sony, Nissan oder Puma. Das wird den Verkaufszahlen der Produkte – ähnlich wie bei Mattel mit „Barbie“ oder Nike mit „Air“ – naturgemäß nicht schaden.

Mehr als ein Produktfilm - zum Glück

Regisseur Neill Blomkamp setzt nicht nur auf einen plumpen Produktfilm, sondern packt eine emotionale, jedoch vorhersehbare Geschichte mit heulenden Motoren und weinenden Jugendlichen obendrauf. Diese enthält nebst tollen Rennszenen mit echten Autos, originellen Computereffekten in Videospielästhetik und einer aufregenden Kamera auch einen gemeinen Vater, einen Schönling als Rivalen und eine Lovestory. Bevor es Jann Mardenborough im echten Leben in die GP3-Serie oder die Formel 3 geschafft hat, muss er die „GT Akademie“ bewältigen und sich gegen Gleichgesinnte am Lenkrad durchsetzen. Unter Aufsicht des grantelnden und gescheiterten Ex-Rennfahrers Jack Salter (in Höchstform: David Harbour) und des schleimigen Marketingprofis Danny Moore (Orlando Bloom). Als Stunt-Fahrer wirkt der echte Mardenborough auch bei allen Außenansichten mit. All das erfährt das Publikum im dokumentarischen Finale.

Davor zittert das Publikum mit dem Underdog mit dem Faible fürs kaltblütige Zocken mit, der bravourös von Newcomer Archie Makdewe („Voyagers“) verkörpert wird. Auch der Red Bull Ring im steirischen Spielberg hat als Drehort einen unvergesslichen Auftritt in im Plot entscheidenden Szenen. Die Kamera fährt prominent über den Bullen und die Tribüne. Ein Film, der nicht nur Gamern und Rennsportfans gefallen dürfte.

Bewertung: ***