BRAINWASHED: SEX-CAMERA-POWER
Bewertung: *****
Nach diesem Film verändert sich Ihr Blick, versprochen! Nina Menkes übt in 175 Ausschnitten von Jean-Luc Godard bis Quentin Tarantino, von Fritz Lang bis Julia Ducournau und mit Expertise fundierte Kritik am "male gaze", also am männlichen Blick. An Männern, die auf Frauenkörper starren. An Schwenks, die langsam über Busen oder Po gleiten, an Weichzeichnern bei Frauen und Kanten bei Männern. Während nackte Schauspieler stets in Action gezeigt werden – bei der Arbeit, im Kampf, im Sport –, bleiben nackte Miminnen vor der Kamera vielfach stumm, reglos, Sexobjekte. Eine Bildsprache, die nicht nur das Hollywoodkino prägte. Eine, die sich so Menkes, aber wie das "Fundament einer Vergewaltigungskultur" anfühle. (js)
ARIELLE, DIE MEERJUNGFRAU
Bewertung: ***
Im Fahrwasser der Live-Action-Remake-Abteilung von Disney geht es nun in die Tiefe des Meeres. "Arielle" erhält ein Update. Die Geschichte ist weitgehend gleich geblieben. Die junge Arielle (Halle Bailey) ist nicht glücklich unter Wasser, ihr Vater Triton (Javier Bardem) will aber nichts von ihrem Wunsch, die Oberfläche zu erkunden, hören. Bei einem Sturm rettet sie das Leben von Prinz Eric (Jonah Hauer-King). Die Meerhexe Ursula (Melissa McCarthy) bietet ihr einen Deal an. Regisseur Rob Marshall gelingt mit "Arielle" die ambitionierteste Realverfilmung seit Langem. Das Endprodukt kann trotz toller Hauptdarstellerin und vielen kreativen Ideen jedoch nie so richtig aus dem Schatten der Vorlage treten. (sg)
ALL THE BEAUTY AND THE BLOODSHED
Bewertung: *****
Das Persönliche ist politisch. Das musste auch die renommierte Fotografin Nan Goldin erfahren. Nach einem Unfall wurde sie schmerzmittelabhängig und ging beinahe daran zugrunde. Seither kämpft sie gegen jene, die insbesondere in den USA die sogenannte Opioid-Krise maßgeblich mitzuverantworten haben: die Milliardär-Familie Sackler, die hinter dem Pharmakonzern Purdue stehen. Den Sacklers lasten die Aktivistinnen und Aktivisten um Goldins Organisation eine halbe Million Tote an, die an Abhängigkeit des Schmerzmittels Oxycontin, einer Überdosis oder infolgedessen an einer anderen Droge gestorben sind. Auf diesem Leid ist ihr Vermögen aufgebaut. Und dagegen geht Goldin vor. (maw) Eine ausführliche Kritik lesen Sie hier.
UND DANN KAM DAD
Bewertung: ***
Das erste Zusammentreffen der Schwiegereltern ist in jeder Beziehung ein großer Schritt. Sebastian (Sebastian Maniscalo) muss sich zweimal überlegen, ob er seinen Vater, den aus Italien immigrierten Frisör Salvo (Robert De Niro: gewohnt herrlich), den superreichen Eltern seiner Partnerin vorstellt. Da er um die Hand von Freundin Ellie (Leslie Bibb) anhalten möchte, lässt sich der Culture-Clash nicht länger hinauszögern. Widerwillig nimmt er den kauzigen Papa aufs prachtvolle Anwesen von Bill (David Rasche) und Tigger ("Sex and the City"-Star Kim Catrall) mit. Wie man in der Komödie von Laura Terruso unschwer erkennen kann, sind Vorbehalte dieser Art doch nicht zwingend angebracht. In schlagfertigen Wortgefechten werden gängige Stereotype mit Leichtigkeit und Witz unterwandert. (pog)
RENFIELD
Bewertung: **
Vampire haben noch immer Saison. Und im Fall von "Renfield" müssen sie endlich nicht mehr als tragische romantische Helden herhalten, sondern dürfen wieder richtig fies sein. Bram Stokers Roman „Dracula“ gilt noch immer als ein Meilenstein des Genres. Doch während man sich in den letzten 100 Jahren vor allem auf Van Helsing und die Harkers konzentrierte, bekommt nun sein oft vergessener Diener Renfield (Nicholas Hoult) seinen Moment im Scheinwerferlicht. Dieser ist ob der toxischen Beziehung zu seinem Meister Dracula (Nicolas Cage) unzufrieden. Als die beiden sich in New Orleans niederlassen, trifft Renfield die Polizistin Rebecca (Awkwafina), die einer lokalen Mobsterfamilie das Handwerk legen will. Sie inspiriert ihn, sich endlich aus der Abhängigkeit zu befreien. Der splatterhafte Grundton, der etwas platte Humor und die holprige Botschaft über zwischenmenschliche Beziehungen sind zwar kein Volltreffer, unterhalten aber in ihren besten Momenten. Ein weiteres Manko: viel zu wenig Nicolas Cage. (sg)
MAMMA ANTE PORTAS
Bewertung: **
In der Fortsetzung von "Willkommen im Hotel Mama" wird der Spieß umgedreht: Nicht die Kinder ziehen bei den Altvorderen ein, sondern die Mutter, die doch nicht mit ihrem Freund zusammenzieht. Statt einer Satire über dominante Mütter legt der französische Regisseur Eric Lavaine eine lauwarme Komödie über einen Generationenkonflikt vor. (js)