Sie zählt zu jener erlesenen Schauspiel-Elite, die jede Szene in jedem Film und jeder Serie veredelt. Jede kleinste Regung in Olivia Colmans Blick, jede winzige Geste, jeder Augenaufschlag und jede Handbewegung vermögen, wenn erforderlich, Existenzielles zu erzählen.
Aktuell leuchtet die Britin in Sam Mendes’ Drama "Empire of Light" als bipolare Foyermanagerin Hilary, die täglich in einem abgehalfterten südenglischen Kino die Erste ist, die das Licht anmacht und die Letzte, die es abdreht. Ihr zwischen Ticketausgabe und Saalreinigung trostloser Alltag strotzt vor Einsamkeit, Übergriffen ihres Chefs und medikamentös geblockten Stimmungsextremen. Sie hasse es, dass ihre Gefühle unterdrückt werden, sagt Hilary einmal im Film. Und man spürt: Die Eskalation naht.
Kein Wunder: Emotionen sind Olivia Colmans Spezialität. Sam Mendes hat die Rolle der psychisch labilen Mittvierzigerin für sie geschrieben, sie hat zugesagt, ohne das Buch zu kennen. Dieses Vertrauen muss man sich erst einmal trauen.