Sie ist die Erste und dieser Oscar ein geschichtsträchtiger Preis in den 95 Jahren Academy Awards: Michelle Yeoh erhielt die Statuette als beste Hauptdarstellerin für den Abräumer „Everything Everywhere All At Once.“ Diese Tatsache sprach sie auch in ihrer Dankesrede an: „An alle kleinen Mädchen und Buben da draußen, die wie ich aussehen: Dieser Preis ist ein Leuchtfeuer der Hoffnung und der Beweis, dass Träume wahr werden.“ Der Martial-Arts-Star fügte hinzu: „Und an alle Frauen: Lasst euch niemals sagen, dass ihr eure beste Zeit schon hinter euch habt.“ Yeoh ist 60 Jahre alt und seit vier Jahrzehnten eine populäre Hongkong-Action-Legende. Ebenso lange kämpft sie gegen stereotypen Rollen für nicht weiße Schauspielerinnen – nebst Ageism bei Frauen vor der Kamera.

Selbst nach ihrem furiosen Auftritt als Bond-Girl in „Der Morgen stirbt nie“ 1997 sei sie dennoch stets als „zerbrechliche asiatische Frau“ besetzt worden. Es folgte Ang Lees „Tiger and Dragon“, in dem sie ihre Kampfkunst ausspielen durfte, „Die Geisha“, die Rolle der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi in „The Lady“ und später Auftritte im Hitfilm „Crazy Rich“ sowie in den Serien „Star Trek“ und „The Witcher“.

Dass sie nun als Waschsalonbetreiberin und Weltenspringerin reüssiert, gebührt ihr, weil Yeoh die Palette ihrer Kunst sowie ihr komödiantisches Talent zeigen darf. Dabei wäre die Rolle ursprünglich für Jackie Chan vorgesehen gewesen – mit ihr als Gattin. Er lehnte ab, Yeoh kam zum Zug. „Es war überwältigend, ein Buch zu lesen, in dem stand: 'Das ist eine normale Frau, eine asiatische Einwanderin, die mit den Problemen zu kämpfen hat, die wir alle kennen.’“

Yeoh, aufgewachsen in Malaysia, wollte eigentlich Ballerina werden, was eine Rückenverletzung verhinderte. Über einen Schönheitswettbewerb, zu dem sie ihre Mama anmeldete, kam sie zur Schauspielerei. Und nun erklärte sie auch bei der Oscar-Gala: „Mamas sind Superheldinnen.“ Und die Töchter erst.