Er ist ein Mamabub wie aus dem Bilderbuch: willenlos, patschert, unselbstständig. Die Frau Mama erklärt dem Sohn und Hotelerben, wann er welche Vitamine schlucken soll, was ihm an seiner Freundin nicht passt, und platzt in sein Zimmer, wann es ihr passt. Der Sohnemann ist dadurch im Dauerclinch mit seiner dominanten Mutter und seiner Verlobten (Katharina Straßer).
Die Figur des Johannes ist maßgeschneidert für den Kabarettisten, Schauspieler und Griechenland-Fan Thomas Stipsits, als Co-Drehbuchautor hat er sich diese auch selbst auf den Leib geschrieben.
Die herzenswarme Emanzipationskomödie beginnt, als er, heimlich unter den Tisch gekrochen, mitbekommt, dass der Hotelpatriarch Friedrich (Erwin Steinhauer) gar nicht sein Vater ist, sondern sich die Mutter (Mona Seefried) vom Hippie Gustav auf einer griechischen Insel in einer Art Kommune schwängern ließ. Nun ist Gustav tot und hat Johannes ein Stück Land vererbt.
Also fliegt der uninformierte Sohn auf die Insel und unter weiß-blau getünchten Meeresschaukeln und strahlender Sonne startet der gut aufgelegte Selbstfindungstrip mit Asche in Joghurtbechern, altbekannten Songs, Lorbeerkränzen und Metaxa. Aber: Welche Ziele verfolgt der Bürgermeister aka Notar aka Taxifahrer in Personalunion (Kostas Antalopoulos)? Hat die nette Rina (Claudia Kottal) Absichten? Langsam entdeckt der unsichere, bleiche Mann aus Wien, was er vom Leben wirklich will und wen er wirklich liebt.
"Griechenland oder der laufende Huhn" hat eine nicht unkomplizierte Entstehungsgeschichte mit den Regisseurinnen Claudia Jüptner-Jonstorff und Eva Spreitzhofer hinter sich. Vieles an der Figurenzeichnung kommt klischeehaft, aufgewärmt und fernsehstofftauglich daher. Als Gute-Laune-Tanker, Hommage an ein Land und seine Inseln funktioniert der Wohlfühlfilm mitsamt Tourismuswerbung im kühleren Februar in nördlicheren Gefilden aber wunderbar.
Die heimische Komödienelite umschifft die seichten Gags elegant: Erwin Steinhauer und Mona Seefried sind, Jahrzehnte als Institution in "Single Bells" und "O Palmenbaum", wieder als Ehepaar zu sehen. Große Diagonale-Schauspielpreisträgerin Margarethe Tiesel und Andreas Vitásek verkörpern ein sexsüchtiges Alt-Hippie-Paar mit einem Love-Boat. Viel Urlaubstrara, altbekannte Songs und schmalzig-idyllische Bilder fördern den Eskapismus vom Alltag auf der Kinoleinwand. Und: Der letzte Komödienhit im Kino ist eh schon viel zu lange her.
Bewertung: ***