Die Gegenwart ist komplex. Auch für den Entertainment-Riesen Disney. Ein Jahr vor seinem 100. Geburtstag taumelt der Unterhaltungskonzern und holte nun sogar den Ex-Chef Bob Iger aus der Pension zurück.
Die Krisen und Debatten unserer Zeit spielen auch im liebevollen Weihnachtsfilm "Strange World" eine Rolle: Klimakrise, Geschlechterrollen-Konflikte, Ressourcenknappheit, Diversität. All das packt Regisseur Don Hall in sein fantasievolles, farbenprächtiges Retro-Abenteuer.
"Strange World" ist der 61. abendfüllende Animationsstreifen des Studios und er könnte ihm den Weg in eine Zukunft weisen: innovative digitale Animation, eine betont diverse und inklusive Truppe, selbstverständliche Rollenaufteilung, ein ökologisches Bewusstsein, kaum Pathos. Im Paket enthalten sind bei allen Versuche für mehr Diversität davor: eine multiethnische Familie, ein queerer Bub, der für einen anderen schwärmt, Macho- und Softie-Männer, ein dreibeiniger Hund und coole Kampfpilotinnen. Am allerbesten allerdings ist, dass der Diversitätsschub in diesem Disneyland nicht extra artikuliert oder erklärt wird. Es ist, was es ist. Und das ist wunderbar.
Zur Geschichte: Vor einem Vierteljahrhundert entdeckte der Teenager Searcher Clade bei einer Expedition mit seinem Vater Jaeger eine leuchtende Pflanze in den Bergen. Seither ist sie die Energiequelle für das aufblühende Reich Avalonia, das von unüberwindlichen Bergen umschlossen ist. Als eine mysteriöse Krankheit die Ernte bedroht, macht sich Bauer Searcher mit einer Crew mitsamt Gattin Meridian und seinem Sohn Ethan auf eine Expedition ins Erdinnere, wo die Wurzel der Pflanze vermutet wird. Auf ihrer Mission stoßen sie nicht nur auf Ethans verschollenen Opa – ein Macho, wie er im Buche steht – sondern erfahren auch einiges über Ressourcenknappheit und Zusammenhalt.

"Endlich wird die Gesellschaft in ihrer Breite und Vielfalt gezeigt", sagt Produzent Roy Conli über den Diversitätsschub zur Kleinen Zeitung. Für den Oscarpreisträger ("Big Hero", 2015), der seit Jahrzehnten zur Disney-Familie zählt, ist es besonders wichtig, den Film auf der großen Leinwand zu sehen. "Er heißt 'Strange World' und es ist eine eigene Welt". Ein wundersam subterranes Universum in bunten Farben voller wubbeliger Kreaturen und kaugummiartiger Pflanzen, sauren Seen und bizarren Anemonenfeldern. Regisseur Don Hall, so Conli, hätte ein Thema gehabt: "Was hinterlassen wir der nächsten Generation?"

Erste Kinoerlebnisse seien bedeutend, so der Produzent, um dem Kino eine Zukunft zu geben. Für viele Kinder wird "Strange World" der erste Kinobesuch sein. Woran werden Sie sich einmal in Jahrzehnten erinnern? "An eine wunderbare Familie. Eine Familie, die lernt, wie man es gemeinsam schafft", sagt Conli. Denn: Das Leben sei auch ein großes Abenteuer. In all seiner gesamten Breite und Vielfalt.

Diversität im Kinderfilm gibt es auch andernorts – ein paar Beispiele: