EINFACH MAL WAS SCHÖNES
Bewertung: ****

Die 39-jährige Radiomoderatorin Karla möchte endlich einen Mann und ein Kind. Doch bisher wollte (noch) niemand Nachwuchs mit ihr. Damit sie nicht so einsam endet wie ihre geschiedene Mutter, beschließt sie, ohne Mann Mama zu werden. Doch da passt die neue Liebe zum 28-jährigen Ole so gar nicht dazu. Regisseurin und Hauptdarstellerin Karoline Herfurth greift in ihrer vierten Regiearbeit die scheinbar heilige Dreifaltigkeit von Monogamie, Elternschaft und Glück an. Dass Co-Parenting und Einzeln-Elternschaft in einer dynamisch inszenierten deutschen Mainstream-Romantikkomödie ausgelotet werden, ist ein gutes Zeichen. Herfurth geht mit ihrer ehrlichen Tragikomödie dahin, wo es wehtut. Das klappt wunderbar. (maw)

HALLELUJAH: LEONARD COHEN, A JOURNEY, A SONG
Bewertung: ***

Musikfan Peter Handke hätte den Literaturnobelpreis eher Leonard Cohen gegeben als Bob Dylan, sagte er einmal. Cohen war zuerst Schriftsteller, bevor er mit über 30 zum Sänger wurde. Die Doku "Hallelujah: Leonard Cohen, a Journey, a Song" von Daniel Geller und Dayna Goldfine skizziert das Leben des 2016 verstorbenen Kanadiers anhand seines berühmtesten Songs. Weggefährten erzählen von seiner lebenslangen spirituellen Suche und Schwermut. Epigonen bewundern den Meister, auch mit ihren unzähligen Coverversionen, die das erotisch-religiöse Lied für die Ewigkeit erst berühmt machten. Anders als "Marianne & Leonard: Words of Love" von 2019 ist der Film eine Cohen-Hagiografie; eine sympathische. (maw)

THE MAGIC FLUTE
Bewertung: **

Eine krude Mischung aus Mozarts Oper "Die Zauberflöte" und Harry Potter ist diese Geschichte vom Gesangsschüler Tim. Der kommt in ein "Mozart-Internat" in die österreichischen Alpen und entdeckt über den Umweg der fantastischen Opernhandlung sein künstlerisches Ich. Roland Emmerich hat produziert, es gibt sehr viel CGI mit Riesenschlangen und einer beeindruckend in Szene gesetzten Königin der Nacht. Dazu kommt viel dünner Gesang von Synchronsprechern. Eventuell könnte das Spektakel aber dennoch irgendwie als Einstiegshilfe zu Mozart dienen.  (mg)

BARDO
Bewertung: ***

"Bardo, o falsa crónica de unas cuantas verdades" ist Alejandro G. Iñárritus erster mexikanischer Film seit seinem Kinodebüt "Amores Perros". Für seine Rückkehr nach fünf internationalen Filmen hat sich der Oscar-Gewinner eine durchaus persönliche Geschichte vorgenommen, geht es doch um einen gefeierten mexikanischen Filmemacher mittleren Alters, zu Besuch in Mexiko. Die Lebensbilanz mit dem Hadern als Emigrant und der alten Heimat und die männliche Rolle in der Familie sind allesamt sehr ehrlich erzählt. Ähnlich wie Alfonso Cuaróns "Roma"  ist "Bardo" eine filmisch opulente Midlife-Crisis-Reminiszenz, mit viel Budget, Statisten und stolzen 178 Filmminuten. Teilweise wirkt die Erzählung etwas sehr ausgebreitet, dann spielt Iñárritu wieder mit magischem Realismus, in visuell beeindruckenden, fließenden Weitwinkel-Einstellungen und mit übersteigerten CGI-Effekten. Somit funktioniert die Streaming-Produktion trotz der Überlänge gut auf der Kinoleinwand. Ab sofort in den Kinos, ab 16. Dezember auf Netflix. (maw)

THE MENU
Bewertung: ****

Was bleibt von einer Mahlzeit, wenn sie nur noch dem Showeffekt dient, und nicht mehr der Nahrungsaufnahme? Fine Dining ist der Inbegriff kulinarischer Dekadenz, und der Punkt, an dem Mark Mylord mit scharfem (Küchen-)Messer ansetzt. Der britische Regisseur legt in "The Menu" nicht nur Schicht um Schicht die Lächerlichkeit der verschrobenen feinen Gesellschaft offen, sondern auch deren nie enden wollende Gier nach Exklusivität und Luxus, die auch vor dem Teller nicht Halt macht. Eine ausführliche Kritik zum Film der Woche lesen Sie hier.

DIE GOLDENEN JAHRE
Bewertung: ***

Alice will nicht in Ruhe gelassen werden, Peter ist auf dem Gesundheitstrip: Die Schweizer Regisseurin Narbara Kulcsar erzählt von einem Ehepaar in Pension und einer Kreuzfahrt, die die Verwandtschaft ihnen schenkt. Peter will nur mit an Bord gehen, wenn sein bester Freund mit an Bord kommt. Dieser ist frisch verwitwet, Alice findet Liebesbriefe seiner verstorbenen Frau und will sie dem Lover in Frankreich persönlich übergeben – es stellt sich heraus, es handelt sich um eine Loverin. Alice geht von Bord und kehrt nicht mehr auf den Dampfer zurück. Stattdessen macht sie einen abenteuerlichen Selbsterfahrungstrip, an dessen Ende eine gelockerte Ehe steht. Ehrliche, witzige, feinfühlige Tragikomödie. So kann man Menschen im dritten Lebensabschnitt auch zeigen. (js)

EIN WEIHNACHTSFEST FÜR TEDDY
Bewertung: ***

In den höchsten Rängen einer Losbude wartet Plüschbär Teddy nur darauf, mit nach Hause genommen zu werden. Vom Adventstrubel im Jahrmarkt hat er die Nase voll, eigentlich sehnt er sich ja nach der großen weiten Welt.  Der Haken: Reisen sind eine kostspielige Angelegenheit. Als Hauptgewinn hat sich Teddy seine Ziele daher besonders hochgeschraubt: Sein zukünftiger Besitzer muss wohlhabenden Kreisen entspringen. Die Begegnung mit einem Stoffigel lehrt den flauschigen Bärchen jedoch, dass es weit wichtigere Dinge gibt als Reichtum und Prestige. Schon zum dritten Mal orientiert sich Regisseurin Andrea Eckerbom an einem Werk der norwegischen Kinderbuch-Koryphäe Alf Prøysen – erneut mit vergnüglichen Resultaten. Ein herzerweichendes Festtagsabenteuer in entzückend-verspielter Aufmachung und garniert mit einer simplen, aber universellen Moral. Vorweihnachtliche Kinomagie für alle Altersklassen. (pog)

A LITTLE LOVE PACKAGE
Bewertung: **

Angeliki (Angeliki Papoulia) will mithilfe ihrer Innenarchitektin Carmen (Carmen Chaplin) eine Wohnung in Wien kaufen. Das Jahr ist 2019, das Rauchen in Bars ist in Österreich endlich verboten worden. Der Film schildert dies, indem er wiederholt das leerstehende Café der Familie Weidinger zeigt. Carmen zeigt Angeliki verschiedene Orte, aber an jedem hat sie etwas auszusetzen. Später muss Carmen mit Kind Wien verlassen und nach Hause nach Málaga fahren, da ihr Vater krank ist. Mehr konventionelle Erzählung gibt es nicht, der argentinische Regisseur Gastón Solnicki verweigert sich einem klaren roten Faden, arbeitet assoziativ und mit Stimmungsbildern. Das wirkt beizeiten ermüdend und abgehoben, und lässt sich auch nicht als immersive Erfahrung eines experimentellen Dokumentarfilms verkaufen. (sg)