Was bleibt von einer Mahlzeit, wenn sie nur mehr dem Showeffekt dient, und nicht mehr der Nahrungsaufnahme? Fine Dining ist der Inbegriff kulinarischer Dekadenz, und der Punkt, an dem der britische Regisseur Mark Mylord mit scharfem (Küchen-)Messer ansetzt. Hier wird nicht nur Schicht um Schicht die Lächerlichkeit der verschrobenen feinen Gesellschaft offengelegt, sondern auch deren nie enden wollende Gier nach Exklusivität und Luxus, die auch vor dem Teller nicht Halt macht.
Tyler (Nicholas Hoult) und sein Date Margot (Anya Taylor-Joy) gehören zu jenen Gästen, die das Boot einsammeln soll, um sie zu der entlegenen Insel zu bringen, auf der sich das Restaurant Hawthorne und sein geheimnisvoller Chef Julian Slowik (Ralph Fiennes) befinden. Tyler ist ein Foodie, wie er im Buche steht. Margot hingegen kann mit diesem ganzen Schickimicki wenig anfangen.
Auch die anderen Gäste finden Gefallen an der exzentrischen Gastro-Insel. Restaurant-Kritikerin Lillian Bloom (Janet McTeer) und ihr Herausgeber Ted (Paul Adelstein) rühmen sich, Slowik berühmt gemacht zu haben. Anne (Judith Light) und Richard Liebbrandt (Reed Birney) sind ein entfremdetes Ehepaar, das seinen Motor nur durch gelebten Luxus am Laufen hält. Ein Filmstar (John Leguizamo) und seine Begleitung (Aimee Carrero) wollen feiern. Und eine Gruppe arroganter Workaholics hat die Kosten für das Essen als Spesen veranschlagt.
Auch wenn bald klar wird, dass das Dinner unter keinem guten Stern steht, gelingt es Mylord, stringent auf den katastrophalen Höhepunkt hinzusteuern. Die Gier, das nie enden wollende Nehmen der Reichen, ist ein altbekanntes Motiv und dieser Film kann dazu nur bedingt Neues hinzufügen. Aber das Skript verweigert sich allzu großklotziger Moralisierung und borgt sich narrative Elemente aus dem Horrorfilm, um hier im spaßigen Genre-Mix dem Zuschauer all die Wendungen lustvoll zu verkaufen.
In anderen Momenten wendet er den Blick weg von der Oberschicht und attackiert das Publikum direkt, indem er etwa Slowik den Foodie Tyler zwingen lässt, seiner Besserwisserei Taten folgen zu lassen und selbst etwas zu kochen.
Leute wie er seien der Untergang der Esskultur, meint Slowik zynisch, als Tyler aus Mangel an Erfahrung nur einen so benannten "Mist" am Teller auftischt. Und irgendwie fühlt man sich da als Zuschauerin, als Konsumentin zahlreicher Kochshows, Foodie-Szene-Beobachter oder gelegentlicher Besucher eines Gourmetrestaurants doch unangenehm auf den Schlips getreten.
Susanne Gottlieb