DER NACHNAME
Bewertung: ***

Weitere Sequels sind vorprogrammiert: "Der Doppelname", "Der Zweitname", "Der Künstlerinnenname". Erst einmal hat sich der deutsche Regisseur Sönke Wortmann „Der Nachname“ vorgeknöpft als Fortsetzung vom Hit „Der Vorname“. Wortgewaltig wird zum Familienkrieg auf Lanzarote geladen: Hippie-Mama Dorothea (großartig Iris Berben) will verkünden, dass sie Adoptivsohn René (Justus von Dohnányi) nicht nur geheiratet hat, sondern fortan König heißt und nicht mehr Böttchen. Und ein Kind wollen sie auch – mit der queeren Gärtnerin. Die Aufregung unter den Kindern (Caroline Peters, Florian David Fitz) ist groß. Nach und nach poppen andere Geheimnisse auf. Drei-Sterne-Kost mit Star-Auflauf. (js)

BLACK ADAM
Bewertung: ***

Nach 4600 Jahren Tiefschlaf braucht Black Adam Nachhilfe, wie Superhelden heute auftreten. Keine Erziehung zur Gewalt, erklärt ihm Archäologin Adrianna (Sarah Shahi). "Keine tödliche Gewalt!", fordert die "Justice Society" mit Jung-Helden um Hawkman und Altherr Doctor Fate (herrlich trocken: Pierce Brosnan). Doch Adam, Beschützer des afrikanischen Fantasie-Staates Kahndaq, stellt ihr Gerechtigkeitsmandat infrage. Der mit Dwayne "The Rock" Johnson perfekt besetzte DC-Superheld bekommt, trotz sprunghaftem Drehbuch, ein flottes Action-Abenteuer mit gutem Humor. Marvel’s Black Panther – wohl sein Kino-Konkurrent – ist Jaume Collet-Serras Film aber nicht gewachsen. (maw)

VERLORENE ILLUSIONEN
Bewertung: ****

Im frühen 19. Jahrhunderts träumt Poet Lucien von Ruhm und Reichtum. Ein Streben, das ihn von der ländlichen Provinz nach Paris führt. Dort wird ihm ein Job als Klatschreporter angeboten. Das eigentliche Ziel rückt in die Ferne. Wie sich in der Adaption des gleichnamigen Romans von Honoré de Balzac zeigt, hat der Aufstieg in die (vermeintlich) gehobene Gesellschaft oft seinen Preis. Im Mantel eines klassischen – und wohlgemerkt exquisit ausgestatteten – Kostümdramas setzt sich Regisseur Xavier Giannoli satirisch überspitzt mit der manipulativen Macht der Massenmedien auseinander. Aufwühlend und brandaktuell. (pog)

LYLE - MEIN FREUND, DAS KROKODIL
Bewertung: ***

In der Realverfilmung des amerikanischen Kinderbuchklassikers von Bernard Waber wird ein unscheinbares Reptil zur musikalischen Hauptattraktion. Familie Primm ist frisch nach New York gezogen, für Sohn Josh (Winslow Fegley) birgt der Umzug in die Großstadt viele Herausforderungen. Doch dann macht der Junge am Dachboden der neuen vier Wände einen kuriosen Fund: ein singendes Krokodil (im Original: Shawn Mendes). Lyle, wie das niedliche Tierchen genannt wird, mag zwar mit außergewöhnlichem Talent gesegnet sein, leidet jedoch unter Lampenfieber. Schlechte Voraussetzungen für eine mögliche Bühnenkarriere. So einzigartig wie seine schillernde Hauptfigur kommt der Film selbst nicht daher, bietet immerhin aber amüsante Musical-Unterhaltung in kunterbunter Aufmachung. Ein Höhepunkt: Oscarpreisträger Javier Bardem als schrulliger Showman mit auffallender Garderobe. (pog)

HIVE
Bewertung: ****

Krieg hinterlässt Wunden. Im Falle von Fahrije (Yllka Gashi) sind es nicht nur seelische, es sind existenzielle. Sieben Jahre ist es her, dass ihr Mann Agim abgängig ist. Damals, am 25. März 1999, überfielen serbische Streitkräfte das kosovarische Dorf Krusha e Madhe, 240 Menschen wurden getötet oder verschwanden.
Im Kosovo, einem zutiefst patriarchalen Land, ist es verpönt, dass eine Frau sich um sich selbst kümmert. Fahrije ist somit an ihren Schwiegervater Haxhi (Çun Lajçi) gebunden, der die Familie nicht mehr ernähren kann. Sie muss selbstständig werden, eigenes Geld verdienen, wenn sie überleben will. Damit macht sie sich im Dorf einige Feinde.
Basierend auf der wahren Geschichte von Fahrije Hoti, die mit anderen Kriegswitwen die Gemüsepaste Ajvar produziert und an Supermärkte vertreibt, gelingt Regisseurin Blerta Basholli im Langfilmdebüt ein eindringlicher Appell für die Selbstbestimmung von Frauen. (sg) Eine ausführliche Kritik lesen Sie hier.

FIRE OF LOVE
Bewertung: ****

Kraft der Eruption: Bildgewaltige und poetische Doku über die leidenschaftliche Lovestory des französischen Vulkanologen-Paares Katia und Maurice Krafft, die Vulkanausbrüche weltweit mit ihren Kameras wagemutig erforschten und 1991 bei einer Explosion verstarben. Sara Dosa hat aus dem Archivmaterial einen soghaften Film arrangiert, Miranda July ist die Stimme aus dem Off. (js)



DIE LEGENDE VOM TIGERNEST
Bewertung: ***

Das Spielfilmdebüt von Brando Quilici vereint die rohe Bildgewalt von Naturdokus mit einem familientauglichen Abenteuer in Nepals Bergen. Dort befreit der Waisenjunge Balmani (Sunny Pawar) ein Tigerbaby aus den Fängen von Wilderern und begibt sich mit dem Tier auf Flucht. Ein an manchen Stellen ungeschickt erzähltes Jugenddrama, das seinen tiefgründigen Kern nie aus dem Auge verliert. Simple, aber rührende Geschichte über eine Freundschaft. (pog)