THREE THOUSAND YEARS OF LONGING
Bewertung: ****

Dr. Alithea Binnie ist von Beruf Narratologin. Das macht sie zur misstrauischsten Kundin, die der Dschinn je hatte, der aus ihrer blauen Flasche schlüpft. Anstatt der Erfüllung der üblichen drei Wünsche will sie etwas erzählt bekommen. „Three Thousand Years of Longing“ ist eine „Geschichte aus 1000 und einer Nacht“, basierend auf der Novelle „The Dschinn in the Nightingale’s Eye“ von A.S. Byatt. Diesmal erzählt jedoch der Dschinn drei Storys von Liebe und Sinnlichkeit und die Frau ist die fachkundige Zuhörerin.
Es wäre aber kein Film von George Miller („Mad Max: Fury Road“), wenn nicht in Rhythmus und Inszenierung auch Verrücktheit und Opulenz stecken würde. Tilda Swinton verkörpert eine Frauenfigur, die auch ohne Männer wunschlos glücklich ist. Idris Elba ist als Djinn charismatisch, feurig und weise. Die Chemie zwischen den beiden ist magisch und das eigentlich Spannende des Films. (maw)

FREIBAD
Bewertung: ****

Im einzigen Frauenbad Deutschlands haben alle Platz: ältere Barbusige, türkische Omas, Betuchte in Burkas oder junge Burkini-Trägerinnen. Regisseurin Doris Dörrie zeigt in der Sommerkomödie das Freibad als Ort der Freiheit. Sie thematisiert Altershäme, Fremdenfeindlichkeit, Doppelmoral und Scham. Im Fokus stehen die Freundinnen Eva und Gabi (Andrea Sawatzki, Maria Happel), die mit der veränderten Umgebung zu kämpfen haben. Mitunter ist das Minderheitenprogramm zu dick aufgetragen, aber der Witz sitzt. Das spielfreudige Ensemble, zu dem auch Nilam Farooq und Lisa Wagner gehören, giftelt sich einen Film lang großartig an. Mit finaler sympathischer Botschaft zur Gemeinschaftlichkeit. (js)

DIE ZEIT, DIE WIR TEILEN
Bewertung: ***

Joan Verra (Isabelle Huppert) ist die Personifizierung eines Freigeists. Ihre Adoleszenz verbrachte die Französin in Irland, wo sie eine Liebelei mit einem Kleinganoven einging. Als es die Rebellin zurück in die Heimat verschlug, trennten sich die Wege. Jahre später läuft ihr der frühere Flirt wieder über den Weg – eine Begegnung, die sie auf eine Gedankenreise in ihre Vergangenheit zurückbefördert. Laurent Larivières Film setzt auf sinnlich-intime Momente und denkt über Trauer wie auch verflossene Liebe nach. Ein wirr verstricktes Melodram, das von reizvollen Bildern und der virtuosen Hauptdarstellerin getragen wird. Ex-„Jedermann“ Lars Eidinger überzeugt als selbstdestruktiver Autor. (pog)

MEINE STUNDEN MIT LEO
Bewertung: ****

Emma Thompson verkörpert Nancy Stokes, die es endlich wissen will: Wie empfinde ich Lust? Wie fühlt sich Oralsex an? Und wie ein Orgasmus? Solchen hat sie mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann nie erlebt. Genauso wenig wie Leidenschaft, die sich an ihren Bedürfnissen orientiert. Ihr Erfahrungsschatz bisher: fade Routine nach Schema F bei der Ausübung der ehelichen Pflichten.
Dass Sophie Hyde eine ältere Frau und ihre Bedürfnisse in den Fokus des Films rückt und ihr einen jungen Mann zur Seite stellt, hat schon Seltenheitswert. Dass diese Ü50-Frau aber auch als sexuelles Wesen gezeigt wird, ist schlicht revolutionär. (js) Eine ausführliche Kritik lesen Sie hier.