BEAST - JÄGER OHNE GNADE
Bewertung: **
Nach dem Tod seiner Frau fährt der New Yorker Arzt Nate Samuels (Idris Elba) mit seinen Töchtern Meredith (Iyana Halley) und Norah (Leah Jeffries) in deren Heimat, in den südafrikanischen Busch. Mit Martin Battles (Sharlto Copley), der im Wildtierreservat arbeitet, will man auf Safari gehen. Die Natur hat im Survival-Thriller "Beast – Jäger ohne Gnade" Böses in petto. Kurz zuvor haben Wilderer ein Rudel Löwen erledigt. Das überlebende Männchen beginnt, Jagd auf Menschen zu machen. Und die Gruppe um Nate befindet sich ausgerechnet im Territorium dieses "Biestes". Um zu überleben, müssen sie sich den Konventionen des Genres beugen: Schießereien, Horror-Schock-Momente sowie das mysteriöse Überleben – egal, welche dumme Entscheidung gefällt wird. Statt die Frage nach der wahren Bestie – Mensch oder Tier? – zu stellen oder zumindest die starke Öko-Botschaft zu betonen, inszeniert Baltasar Kormákur nur einen vorhersehbaren Macho-Trip der Marke Cruise, Stallone oder Schwarzenegger. (sg)
DAS LICHT, AUS DEM DIE TRÄUME SIND
Bewertung: *****
Der Projektor rattert, der Lichtstrahl tanzt, die Farben explodieren: Es ist Liebe auf den ersten Blick, als der neunjährige Samay aus der ärmlich indischen Provinz zum ersten Mal ein Kino besucht. Regisseur Pan Nalin erzählt im zärtlichen, autobiografischen Drama von der soghaften Kraft des Kinos. Künftig hat der Bub nur ein Ziel: das Licht verstehen. "Denn aus Licht werden Geschichten und aus Geschichten Filme." Sein Vater, ein brahmanischer Teeverkäufer, ist nicht begeistert von dieser Leidenschaft. Nach der Schule schleicht sich Samay heimlich ins Kino, mit den Freunden studiert er, im Gras liegend, das Licht durch Glasscherben und bastelt einen Projektor. Warmherzige Hymne und große Kinoliebe. (js)
DIE KÄNGURU-VERSCHWÖRUNG
Bewertung: ***
Marc-Uwe (Dimitrij Schaad) hat es geschafft, Maria (Rosalie Thomass) zu einem Date zu überreden. Doch das Känguru ruiniert den Abend. Für eine weitere Chance lassen sich Marc-Uwe und das Känguru auf einen Deal ein: Sie bekehren Marias Mutter Lisbeth (Petra Kleinert), die sich zur Verschwörungstheoretikerin gewandelt hat, dafür geht Maria mit Marc-Uwe in Paris essen. Doch das ist nicht so einfach. Konkurrenz um Maria gibt es auch vom perfekten Aktivisten Joe (Michael Ostrowski). Man muss den überdrehten Stil von Comedian Marc-Uwe Kling nicht mögen, aber viele der Verschwörungsgags zünden. Kein Film, der bekehren wird. Aber einer, der den Status quo ad absurdum führt. (sg)
AFTER FOREVER
Bewertung: *
Der Roman "After Passion" war ursprünglich das Resultat einer Fanfiction. Als Inspirationsquelle für die Hauptfigur diente Harry Styles, der als Teil der umschwärmten Teenie-Band One Direction bekannt wurde. Erzählt wurde von einer schüchternen College-Studentin, die sich in einen mysteriösen bösen Buben verschaut und ihre wilde Seite entfesselt. Die fünf Bücher umfassende "After"-Reihe wurde in den letzten Jahren auch fürs Kino adaptiert – gemessen an den Besucherzahlen bislang erfolgreich. Im vierten Teil "After Forever" wird die romantische Geschichte um Tessa (Josephine Langford) und Hardin (Hero Fiennes Tiffin) gewohnt kitschig weitergesponnen. Die sensationalisierte Darstellung des toxischen Beziehungsverhältnisses grenzt an Glorifizierung. Schwülstiges Melodram der schlimmsten Sorte, das nicht mal Fans von Vorbildern á la "Twilight" und"„50 Shades of Grey" überzeugen dürfte. (cp)
ALCARRAS
Bewertung: ****
Die katalanische Regisseurin Carla Simón erzählt in ihrem wunderbar melancholischen Familiendrama "Alcarràs" von der letzten Ernte der Solés – und vom Konflikt zwischen lieb gewonnen Traditionen und neuen Realitäten. Keiner in der Familie will wahrhaben, dass diese Pfirsichsommer demnächst Geschichte sein werden. Der Urgroßvater hat während des Spanischen Bürgerkriegs einer befreundeten Familie Unterschlupf gewährt. Aus Dank haben die Pinyoles den Solés die Plantage vermacht. Per Handschlag. Dokumente existieren nicht. Der junge Pinyol macht Ernst, er will die Bäume fällen.
Die Kamera wird zur Verbündeten im Mikrokosmos Hof: Sie beobachtet den geheimen Cannabis-Anbau von Teenager Roger (Albert Bosch), zeichnet die TikTok-Tänze von seiner Schwester Mariona (Xènia Roset) auf, begleitet den resignierten Opa Rogelio (Josep Abad) und seinen impulsiven Sohn Quimet (Jordi Pujol Dolcet) im Pfirsichgarten oder gleitet abends über die müden Körper der Erntenden.
Die Filmemacherin stammt selbst aus einer Obstbauernfamilie, ihr großartiges, unbefangenes Laien-Ensemble verhilft dem Film zusätzlich zu hoher Authentizität und Intensität. Es ist, als würde man selbst im warmen Spätnachmittagslicht durch die Plantage streifen. Auf der Berlinale wurde Carla Simón mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. (js)