GUGLHUPFGESCHWADER

Auch in der achten Eberhofer Verfilmung nach den Romanen von Rita Falk kommt der titelgebende Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) nicht zur Ruhe. Das anstehende zehnjährige Dienstjubiläum wird bereits vorab getrübt, als sein bester Freund Rudi (Simon Schwarz) sich von ihm übergangen fühlt. Außerdem wirft ihm Partnerin Susi (Lisa Maria Potthoff) vor, zu wenig für die Familie da zu sein, und schleppt ihn zur Paartherapie. Da scheint es fast schon eine willkommene Abwechslung, als auf die Trafik des Lotto-Ottos (Johannes Berzl) geschossen wird. Der junge Mann scheint in irgendwelche Machenschaften verwickelt zu sein. Doch der Angegriffene stellt sich bockig, und dann scheinen die Gugelhupfe der Oma vor den Attentätern auch nicht in Sicherheit zu sein. Das Ensemble unterhält, wie gewohnt, mit bayrischem Charme, auch wenn man langsam das Gefühl bekommt, die besten Gags haben sich bereits abgenützt. So winkt zwar der eine oder andere Lacher, letztendlich ist die Handlung dann aber zu überdreht, um die intendierte flockige Gemächlichkeit wettzumachen. (sg)
Bewertung: ***

APPLES

Aris (Aris Servetalis) weiß nicht mehr, wer er ist. In einem Land, das von einer Pandemie des Gedächtnisverlusts geplagt ist, muss er sich eine neue Identität aufbauen. Dafür schließt er sich dem "New Identity" Programm an, dass ihm Aktivitäten und eine persönliche Geschichte vermitteln soll. Dabei lernt er auch Anna (Sofia Georgovassaili) kennen. Doch welche Chance haben die beiden, wenn es nichts gibt, an dem sie sich festhalten können? Regisseur Christos Nikou spielt mit lethargischen Nichtorten, verwandelt die Metropole Athen in ein erdrückendes Sammelsurium der Anonymitäten. Dennoch gibt sich der Film nie vollständig seinen düstersten Impulsen hin, und porträtiert fast affektioniert den Versuch ins Leben zurückzufinden. (sg)
Bewertung: ****

BULLET TRAIN

Ein gut gelaunter Brad Pitt spielt einen Auftragskiller mit dem Codenamen Ladybug. Den glückbringenden Marienkäfer-Namen hat ihm seine Betreuerin Maria Beetle (am Telefon: Sandra Bullock) gegeben. Ladybug selbst dagegen glaubt, immer nur Pech zu haben und denkt immer wieder laut über sein Karma nach.
Seine Figur und die Gespräche, die er mit Maria führt, sind das beste Comedy-Element dieses wortreichen Actionfilms. Nach einem längeren Urlaub und einer Therapie soll er an Bord des Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszuges von Tokio nach Kyoto einen Koffer an sich nehmen und wieder aussteigen. Doch das Unterfangen erweist sich bald als knifflig. Denn außer Ladybug sind noch eine Reihe weiterer Profikiller mit eigener Agenda an Bord. Zudem hat Ladybugs Therapeut ihm zu mehr Zen-Ruhe geraten – eher schwierig an Bord eines 320 km/h schnellen Zuges voller Gegner. (maw) Eine ausführliche Kritik zum Film der Woche lesen Sie hier.

DIE UNENDLICHE WEITE DES HIMMELS

Bradford Washburn (1910–2007) war Abenteurer und Pionier der Berg-Fotografie aus der Luft. "Die unendliche Weite des Himmels" verbindet sein Porträt nun mit einer modernen Kletter-Doku in Alaska. Seine überwältigende Großformat-Fotos waren die Inspiration für die Tour über die Tooth-Kette der modernen Profi-Bergsteiger Renan Özturk und Freddie Wilkinson. Darauf steuert der recht konventionelle zeitgenössische Teil des Films mit gutem Material und ohne übertriebenen Leistungs-Heroismus zu. Özturk und Wilkinson schaffen es aber auch, einen glaubwürdigen Bogen zu Washburn zu spannen, der auch für Nicht-Alpinisten interessant ist. Das Bindeglied ist die atemberaubende Berglandschaft Alaskas und die Leidenschaft der Männer dafür. Eine lohnende Leinwand-Expedition nach Alaska. (maw)
Bewertung: ***

NICHT GANZ KOSCHER - EINE GÖTTLICHE KOMÖDIE

Amüsanter Roadtrip, in dem religiöse Klischees ad absurdum geführt werden: In "Nicht ganz koscher – eine göttliche Komödie" müssen sich der Beduine Adel (Haitham Omari) und der ultraorthodoxe Jude Ben (Luzer Twersky) arrangieren. Um das Pessachfest in der einst größten jüdischen Gemeinde in Alexandria zu retten, fehlt der zehnte Mann. Ben will aushelfen, verpasst aber das Flugzeug und trifft in der Sinai-Wüste auf den Araber, der das entlaufene Kamel sucht. Warmherzige Culture-Clash-Komödie über den Nahostkonflikt und die Geschichte einer Annäherung vom deutschen Regie-Duo Stefan Sarazin und Peter Keller. (js)
Bewertung: ***