Massive Talent
Bewertung: ***

Als Nicolas Cage 2018 im Wiener Gartenbaukino in seiner Schlangenlederjacke auf der Bühne stand, spielte er sich gewissermaßen selbst. Nun spielt er in "Massive Talent" erneut mit der Ironie seines Kultfaktors: Oscarpreisträger Nicolas Cage in der Rolle des abgehalfterten Hollywoodstars Nick Cage, der für eine Million Dollar einen Auftritt auf einem Geburtstagsfest des Waffenhändlers und Superfans Javi (Pedro Pascal) absolviert. Regisseur Tom Gormican feiert die bunte Cage-Karriere seines unperfekten Star-Charakters mit gutem Schmäh. Diese Meta-Prämisse ist nicht neu, doch Gormicans parodistisches Hollywood-Konzeptkino geht klugerweise über die Figur hinaus. "Massive Talent" gestaltet das Wechselspiel durchaus raffiniert und angenehm flott zwischen Agenten-Komödie und Buddy-Movie-Action. Das lebende Meme Nicolas Cage bekommt eine 105-minütige Hommage, die ordentlich Spaß macht. (pog)

Schmetterlinge im Ohr
Bewertung: ***

Mittfünfziger Antoine (Pascal Elbé) raubt der Kollegenschaft, seiner Freundin und seinen Geschwistern oft die Nerven. Er wirkt geistesabwesend. So, als höre er einem gar nicht zu. In Wahrheit ist der Lehrer beinahe taub. Die Schwerhörigkeit hat sich in sein Leben geschlichen. Nachbarin Claire wird, wütend, von seinem Wecker wach. Seit dem Tod ihres Mannes lebt sie mitsamt der schweigenden Tochter mit Nachtangst einen Stock unter ihm. Der taube Mann und die stumme Tochter – was für ein Duo! Langsam stellt sich Antoine seinen Ängsten, der Einsamkeit und nähert sich Claire (Sandrine Kiberlain) an. Warmherzige, kitschige Wohlfühlkomödie, in der Regisseur Elbé seine Schwerhörigkeit aufarbeitet. (js)

Dark Glasses
Bewertung: ***

Genre-Meilensteine wie "Suspiria" und "Profondo Rosso" machten Dario Argento einst zur Größe des Horrorkinos, in den letzten Jahren blieb es ruhig um den gebürtigen Italiener. Mit 81 Jahren beendet Argento nun die Ruhepause und kehrt zu seinen Wurzeln zurück: dem Giallo-Film. Die Ausgangssituation klingt vertraut: Ein Serienmörder treibt sein Unwesen und hat es vorwiegend auf junge Frauen abgesehen. Escortdame Diana (Ilenia Pastorelli) kommt knapp mit dem Leben davon, verliert aber ihr Augenlicht. Der Killer dürstet weiterhin nach Blutrache und behält die Sexarbeiterin im Visier. Die Höhen seines frühen Schaffens kann Argentos Comeback-Film mit Sicherheit nicht erneut erreichen. Der anachronistische Giallo wird Genre-Fans jedoch mit effektivem Gore und pulsierenden Synthesizer-Klängen abholen. Ein solides Spätwerk für den Maestro. (pog)

Press Play and Love again
Bewertung: **

Als sich Laura (Clara Rugaard) und Harrison (Lewis Pullman) im Plattenladen kennenlernen, scheint sich eine echte Bilderbuchbeziehung anzubahnen. Sie beide verbindet eine Liebe für die Musik. Doch das Glück der zwei ist nicht von langer Dauer: In Folge eines Unfalls verstirbt Harrison urplötzlich. Jahre später hört sich Laura nochmal das gemeinsame Mixtape an und macht eine kuriose Entdeckung: Das Tape transportiert die junge Künstlerin zurück in die Vergangenheit. Gelingt es ihr, den schicksalsträchtigen Tag ungeschehen zu machen? Die konzeptuell interessante Sci-Fi-Prämisse wird für eine schwülstige Liebesgeschichte mit wenigen interessanten Ideen verbraten. Kitschige Zeitreisen-Romantik. (pog)

Die außergewöhnliche Reise der Celeste García
Bewertung: ***

Die ehemalige Lehrerin Celeste García (María Isabel Díaz) will ihrem Leben eine Bedeutung abringen. Als die kubanische Regierung verlautbart, dass Aliens existieren, soll Celeste als eine der Auserwählten in die Galaxie aufbrechen. Arturo Infante ist mit "Die außergewöhnliche Reise der Celeste García" eine schrullige Sci-Fi-Komödie mit emanzipatorischem Kern gelungen. Liebenswert, aber mit wenig Sogkraft. (kf)

Lightyear
Bewertung: ***

In Zeiten, in denen Fortsetzungen und Remakes den internationalen Filmmarkt dominieren, genießt Pixar eine Sonderstellung im Hause Disney. Originelle Konzepte, die gesamte Familien begeistern, haben weiterhin Priorität für das wegweisende Animationsstudio.
Dem kreativen Stillstand des Mauskonzerns wird Einhalt geboten. Als Pete Docter 2018 zum neuen Pixar-Chef ernannt wurde, ließ die Firma verlautbaren, dass man von nun an den Hauptfokus auf frische Ideen legen würde. Nach dem Erscheinen von "Toy Story 4" konnte das Studio das gegebene Versprechen vorerst einhalten. Mit "Soul", "Luca" und zuletzt "Rot" wurden binnen kurzer Zeit originelle Werke veröffentlicht, die ästhetisch wie auch narrativ neue Maßstäbe im Pixar-Kosmos setzten. Eine ausführliche Kritik von Christian Pogatetz lesen Sie hier.