Ein Flugzeugträger im Sonnenaufgang. Bilder von Kampfjets und Piloten, die über die Flugbahn eilen. "Highway to the Dangerzone" hört man Kenny Loggins singen. Es wirkt wie der Beginn von "Top Gun" (1986), zu sehen ist aber sein Sequel. Hauptdarsteller Tom Cruise und Regisseur Joseph Kosinski legen ihre Karten offen auf den Tisch: Hier gibt es 1980er-Nostalgie, Action, Tony Scott Hommage, aber auch das Herz am rechten Fleck. Ein Film, der versteht, dass die besten Sequels augenzwinkernd Respekt zollen.
Cruises Fliegerass Pete "Maverick" Mitchell ist 30 Jahre später "nur" Testpilot geworden. Seine Unangepasstheit bringt ihm immer wieder Probleme mit seinem Vorgesetzten Admiral Cain (Ed Harris). Dieser feuert ihn nach einem missglückten Testflug, doch sein alter Kumpel Ice (Val Kilmer) hat ihm bereits einen Platz bei Top Gun reserviert.
"Ihre Art ist zum Aussterben bestimmt", ruft Cain Maverick hinterher. "Vielleicht, aber noch nicht heute", antwortet dieser. Cruises und Drehbuchautor Christopher McQuarries ("Mission Impossible" 5-8) Meta-Kommentar auf das moderne Blockbusterkino, das sie immer wieder gegen den Strich bürsten.


Am Top-Gun-Hanger muss Maverick feststellen, dass er nicht zum Einsatz berufen wurde, sondern als Fluglehrer. Der Feind hat ein Uranium-Lager tief in einem Bergkrater angelegt. Die Piloten sollen es zersprengen und sicher wieder aus der Gefahrenzone entkommen. Mit dabei: Bradley "Rooster" Bradshaw (Miles Teller), Sohn des verstorbenen Goose. Und der ist nicht gut auf Maverick zu sprechen. Der Konflikt der beiden folgt nicht der Hollywood-Formel. Auch der diverse Cast sowie die Pilotin dienen nicht einer Moral-Lektion, ihre Präsenz ist unangefochten. Der vom Krebs gezeichnete Val Kilmer bekommt ebenfalls einen sensibel gestalteten Auftritt. Allein Jennifer Connelly statt Kelly McGillis erinnert daran, dass (weibliches) Altern noch immer ein Ausschlussfaktor ist.
Die bombastische Action, die mit professionellen Stunts gefilmt wurde, ist das Sahnehäubchen obendrauf.

Ganz schön verjüngtes Ensemble
Ganz schön verjüngtes Ensemble © Paramount Pictures

Den Fliehkräften im Cockpit, der immensen Gewalt dieser F-18, den physikalischen Gesetzen – ihnen wird Tribut gezollt. Weniger ist mehr, der Umkehrschluss der Pixelschlachten.
Es ist die Individualität des Piloten, die die Maschine erfolgreich macht, nicht die Technologie, so Maverick zu seinen Schülern. Damit schließt sich der Kreis des Plädoyers für eine Kurskorrektur im Actionkino. Dass dies auf dem Rücken eines Nostalgie-Sequels passiert, stört nicht. Die Macher haben zwar durchaus tief hängende Früchte geerntet. Aber die schmecken ja oft am süßesten.

Bewertung: *****