Rückblickend ist die Skurrilität der Begegnung kaum überbietbar: Den Golden Globe für „Amour“ als bester Auslandsfilm bekam Michael Haneke vor neun Jahren von Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone überreicht. Die Gala markierte für Haneke den Beginn eines Preisregens, der bald in einem Oscar-Gewinn gipfeln sollte; komisch war die Szene bei den Globes, weil die beiden Action-Stars für ein Brutalkino stehen, dem Haneke ein Werk entgegenhält, das Gewalt „als das zeigt, was sie wirklich ist“, wie er selbst sagt: „das Leiden eines Opfers.“ Dass er in den knappen, eleganten Bildern, die seine Filme kennzeichnen, Grausamkeit kaum je explizit zeigt, wohl aber unerbittlich die Bedingungen ausleuchtet, unter denen Grausamkeit entsteht – Gefühlskälte, Repression, Totalitarismus – trug ihm auch Vorwürfe ein, seine Filme seien „herzlos“, „kalt“, „feindselig gegen das Publikum“.
Ute Baumhackl