Aktrice Julie Delpy nannte es einmal die „Todeszone“ der Traumfabrik. Gemeint ist jenes Alter, in dem Schauspielerinnen in Film und Fernsehen von den zumeist männlichen Produzenten weder als sexy Geliebte, süße Romantiknudel noch als dauerfröhliche Busenfreundin besetzt werden, sie für die Omama bzw. die abgehalfterte Broadway-Diva aber noch viel zu jung sind. Endete das gebärfähige Alter, war lange Zeit Schluss mit Rollenangeboten.
Bis auf wenige exotische Ausnahmen wie „Golden Girls“, „Mord ist ihr Hobby“ oder „Grace und Frankie“ galt das ungeschriebene Gesetz, dass die Karriere von Frauen in Hollywood mit 45 mehr oder weniger endet, bevor sie mit 70 eventuell wiederbelebt wird.
Die weibliche Starriege der 1990er ändert das gerade – und die veralteten, klischeelastigen Rollenbilder gleich mit. Kate Winslet (46), Nicole Kidman (54), Julie Delpy (52), Frances McDormand (64), Charlize Theron (46), Sandra Bullock (57), Jennifer Aniston (52), Olivia Colman (48) und viele mehr dürfen endlich serienweise auf der Leinwand, den Streamingportalen oder im TV Frauen verkörpern, die gegen die Stereotype gebürstet sind. Charaktere, die auch verknittert, brutal, unretuschiert, karrieregeil, unnahbar, alles andere als weise und vernünftig, verschusselt, fanatisch, erotisch, liebenswert, ängstlich, Midlife-Crisis-geplagt oder orientierungslos sein dürfen. Manchmal sogar vieles davon gleichzeitig.