Hofräte gibt es in Österreich wie Sand am Meer, Oscarpreisträger hingegen sind rare Perlen. Stefan Ruzowitzky gehört diesem erlesenen Zirkel seit 2008 an, als der Film "Die Fälscher" des Regisseurs mit dem Auslandsoscar gekrönt wurde. Der Wiener Filmemacher wurde damit zum Aushängeschild des österreichischen Filmschaffens mit Breitenwirkung abseits des Arthauskinos eines Michael Haneke oder Ulrich Seidl. Am Christtag feierte Ruzowitzky nun 60. Geburtstag.
Dabei hat sich der Filmemacher mittlerweile als eine der zentralen Stimmen der heimischen Filmlandschaft etabliert, nicht zuletzt in seiner Funktion als Co-Präsident der Österreichischen Filmakademie bis vergangenen November. Und doch versuchte sich Ruzowitzky auch als Grenzgänger in den angelsächsischen Raum, wenn auch bis dato mit weniger Erfolg. Geboren wurde Ruzowitzky 1961 in Wien, wuchs aber in Düsseldorf und Linz auf.
Dabei wurde dem Sohn eines Maschinenbauingenieurs die künstlerische Karriere zwar nicht in die Wiege gelegt, doch bereits in der Volksschule soll er mit Inbrunst "Max und Moritz" inszeniert haben. Seine Leidenschaft verfolgte er mit Konsequenz, studierte Theaterwissenschaft und Geschichte in Wien, drehte mehrere Musikvideos, unter anderem für N'Sync, die Scorpions, Stefan Raab oder Die Prinzen.
Mit "Tempo" gab er 1996 sein gefeiertes Filmregie- und Drehbuchdebüt, das gleich den Max-Ophüls-Preis ergatterte. Den Durchbruch erlebte er mit dem bäuerlichen Drama "Die Siebtelbauern" (1998), das von der Kritik hochgelobt wurde und zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Mit "Anatomie" und Franka Potente in der Hauptrolle legte er einen Kassenschlager vor, auf den mit dem internationalen Kriegsklamauk "Die Männer ihrer Majestät" (2001) ein veritabler Flop folgte. Den machte Ruzowitzky alsbald mit "Anatomie 2" (2003) vergessen, bevor er vier Jahre später mit dem KZ-Drama "Die Fälscher" mit Karl Markovics erst im Berlinale-Wettbewerb und anschließend weltweit für Furore sorgte. Ruzowitzky wurde als zweiter Österreicher nach Wolfgang Glück 1986 für den Auslandsoscar nominiert - und im Gegensatz zu Glück konnte er seinen "Kindheitstraum" in Hollywood auch verwirklichen.
Der Oscar brachte in Folge zahlreiche Ehrungen in Österreich, Ruzowitzky selbst engagierte sich stark für eine Besserstellung der heimischen Filmbranche. Mit dem Kinderfilm "Hexe Lilli - Der Drache und das magische Buch" durfte sich der Regisseur wieder über einen großen Kassenerfolg freuen, auf den mit dem Thriller "Cold Blood" mit Eric Bana und Olivia Wilde erneut ein US-Ausflug und -Flop folgte. "Das Ideal ist sicher, dass man so ein bisschen ein Wanderer zwischen den Welten ist - einmal was großes Internationales machen, dann wieder etwas Kleineres hier bei uns", meinte der Filmemacher einst.
Das große Hollywoodprojekt lässt seither zwar noch auf sich warten. Aber auch Vorhaben wie der in Wien gedrehte Actionfilm "Die Hölle - Inferno" (2017), "Narziss und Goldmund" (2020) oder zuletzt der neoexpressionistische Historienthriller "Hinterland" (2021) etablierten sich als internationale Koproduktionen am Markt und bedienen sich einer Grandezza und Opulenz in der Bildsprache, die man bei heimischen Filmen nur selten zu Gesicht bekommt. Dass er dabei nicht nur dem Kino als Medium verhaftet ist, stellte Ruzowitzky auch schon 2010 unter Beweis, als er im Theater an der Wien mit dem "Freischütz" sein inszenatorisches Operndebüt feierte. Und seit dem Vorjahr zeichnet der Regisseur als Showrunner für den Netflix-Hit "Barbaren" verantwortlich - die nächste Staffel ist bereits im Entstehen. Nach Ruhestand sieht es für den nun 60-Jährigen also beileibe nicht aus.