Unser Film der Woche ist diesmal "House of Gucci" mit Superstar Lady Gaga. Eine ausführliche Kritik dazu lesen hier.

Spider-Man - No Way Home

Bewertung: ∗∗∗

Seit den Ereignissen im Vorgängerfilm ,,Far From Home" kennt die halbe Welt die Identität von Spider-Man. Die ungewohnte Aufmerksamkeit macht dessen Alter Ego Peter Parker (Tom Holland) schwer zu schaffen, weshalb er Avengers-Kollege Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) um Hilfe bittet. Ein Zauber soll jeden vergessen lassen, dass er in Wahrheit der Superheld im Spinnenanzug ist. Doch der Plan geht gehörig schief und ehe sich Parker umsehen kann, stehen plötzlich Superschurken aus Paralleluniversen vor ihm. Gegenspieler wie Doc Ock oder Green Goblin warten nur darauf, die Spinne eigenhändig aus dem Verkehr zu ziehen. Nostalgie und Fan-Service werden hier besonders groß geschrieben. Zuweilen mag dies anstrengend sein, doch ein wendungsreicher Plot und emotionale Charaktermomente sorgen für sehenswerte Marvel-Unterhaltung. Alteingesessene Fans der Marke Spider-Man kommen auf ihre Kosten. (pog)

Notre Dame

Bewertung: ∗∗∗

In Mauds Leben geht es turbulent zu: Sie gewinnt einen Architekturwettbewerb, wird von ihrem Ex schwanger und begegnet ihrer großen Jugendliebe. Wie von Zauberhand erhält die quirlige Architektin den Auftrag, die Promenade von Notre-Dame neu zu gestalten – mit einem Modell für einen Kinderspielplatz! Kein Wunder, dass die zweifache Mutter mit der Umsetzung des Bauprojekts ebenso überfordert ist wie mit ihrem Liebesleben. Mit (kindlicher) Fantasie und Humor setzt Regisseurin, Co-Autorin und Hauptdarstellerin Valérie Donzelli eine Komödie in Szene, die ein wenig aus der Zeit gefallen scheint. Traumsequenzen, Tanz- und Gesangseinlagen sorgen für märchenhafte Momente und Phantastischen Realismus. (jb)

Benedetta

Bewertung: ∗∗∗

In einer Pest-Zeit treibt die Unvernunft oft seltsame Blüten. Das bekommt auch Schwester Benedetta zu spüren, die im Nonnenkloster mit Hilfe wundersamer Wundmale die alte weise Äbtissin aus ihrem Amt putscht. Publikumswirksame Stigmata können die bigott-patriarchalen Aufseher der Jesus-Ehefrauen nämlich gut gebrauchen, auch wenn sie selbst nicht an Wunder glauben. Deshalb sind sie auch bereit ein Auge zuzudrücken, wenn Benedetta sich mit Schwester Bartolomea im Bett vergnügt. Die mittelalterliche katholische Kirche ist schließlich nur nach außen im Moral-Business. 

Paul Verhoeven kleidet sein wunderbar blasphemisches Lehrstück über Demagogie und weibliche Macht in das Nonnenhabit eines voyeuristisch-erotischen Skandalfilms. Doch wen heutzutage lesbischer Sex hinter Klostermauern provoziert, der identifiziert sich vielleicht eher mit den Kirchen-Oberen, die angesichts der Pest lieber den Scheiterhaufen anzünden und am Ende doch selbst dunkle Beulen bekommen. (maw)

Gunpowder Milkshake

Bewertung: ∗∗

Scarlet ist die Tochter einer Auftragskillerin, die in die Fußstapfen ihrer verschwundenen Mutter getreten ist. Und sie ist eine der besten. Als eine Mission schiefgeht, weil sie ein achtdreiviertel-jähriges Mädchen rettet und zu ihrer Praktikantin macht, gerät sie in einen Kriminellenkrieg. Den kann sie nur mit Unterstützung der Freundinnen ihrer Mutter gewinnen.

„Gunpowder Milkshake“ versucht eine künstlich-phantastische Unterwelt-Welt à la „John Wick“ aufzubauen, mit einigen schön überlegten Elementen wie einer feministischen Waffenbibliothek. Leider lösen weder die halbherzige Härte der Action noch die allzu schlecht geschrieben Dialoge die behauptete Genre-Stilisierung ein. Regisseur Navot Papushado verschenkt hier ordentlich Potential bei einem an sich ebenso kurzweiligen wie progressiven Actioner mit guter Besetzung und knackigen Bildern. Dazu passt, dass nur eine Cover Version von Bob Dylans „It’s all over now Baby Blue“ Verwendung findet. (maw)

Don't look up

Bewertung: ∗∗∗∗

Die Menschheit sieht einer lebensbedrohlichen Zukunft ins Auge und verblödelt ihre Antwort in tagespolitischem Kleinklein. Klingt vertraut? Adam McKay treibt dieses Szenario im Star-besetzten  Sternenfilm “Don’t Look Up” auf eine allegorisch-komödiantische Spitze. Weder Klimawandel noch ein Buchstabe des griechischen Alphabets, sondern ein 10 Kilometer großer ‘Planet Killer’-Komet bedroht die Erde. Sechs Monate bleiben für Maßnahmen. Blöd nur, dass die trumpistische Präsidentin Meryl Streep nicht auf die Astronomen Jennifer Lawrence und Leonardo DiCaprio hört und lieber mit Stabschef Jonah Hill und dem verrückten Elon-Musk-Verschnitt Mark Rylance an Astro-Mining denkt. Gut, dass wenigstens Cate Blanchett und Timothée Chalamet den beiden Unheils-Verkündern die Apokalypse versüßen und Ariana Grande ein Liedchen dazu singt. Der Macher von „Vice“ und „The Big Short“ liefert eine Endzeit-Farce vom Feinsten und wird dabei am Ende richtig philosophisch. (maw)

Herr Bachmann und seine Kinder

Bewertung: ∗∗∗∗

Auf den ersten Blick erinnert der Wollmütze tragende Dieter Bachmann an Überbleibsel der Hippie-Bewegung. In Wahrheit handelt es sich bei dem Eigenbrötler jedoch um den Klassenlehrer einer Gesamtschule in Hessen. Der 64-Jährige fällt aber nicht alleinig mit seinem Äußerem auf, sondern insbesondere durch unorthodoxe Lehrmethoden. Fern vom klassischen Leistungsdruck versucht der Humanist den Jugendlichen der 6b spielerisch Lerninhalte zu vermitteln und individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen. Musik wird zur allgegenwärtigen Unterrichtssprache. Ein Jahr vor seiner Pensionierung begleitete Regisseurin Maria Speth Herrn Bachmann und seine 19-köpfige Klasse mit der Kamera. Das knapp dreieinhalb-stündige Ergebnis ist ein empathiegeladenes Plädoyer für mehr Zusammenhalt und respektvollen Umgang im Bildungssektor. Ein Film, der einen in tristen Zeiten den Glauben ans Gute im Menschen zurückschenkt. (pog)

Encanto

Bewertung: ∗∗∗∗

Das neue computeranimierte Abenteuer aus dem Hause Disney entführt Zuschauer*innen in die abgelegenen Berge Kolumbiens. Dort verweilt in einem verwunschenem Haus die Großfamilie Madrigal, deren Mitglieder mit magischen Fähigkeiten unterschiedlicher Art ausgestattet wurden. Lediglich der 15-jährigen Mirabel wurde keine besondere Gabe zuteil. Als die Magie des Hauses plötzlich zu verschwinden droht, liegt es in der Hand der Jugendlichen, die Familie zu retten. Endlich erkennt Mirabel, dass sie trotz fehlender Zauberkräfte auch zu Großem bestimmt ist. Mit eingängigen Songs und Rhythmen von Broadway-Star Lin-Manuel Miranda (,,Hamilton") zelebriert das kunterbunte Animations-Musical die Liedkultur Lateinamerikas. Detailverliebte Animationen und eine liebevoll erzählte Geschichte mit Fokus auf Themen wie familiärer Zusammenhalt machen das Disney-Märchen zu einem farbenfrohen Spektakel für Groß und Klein. (pog)

Respect

Bewertung: ∗∗

Musiker-Biografien erfreuten sich im Kino in den vergangenen Jahren großer Beliebtheit. Nach Freddie Mercury, Elton John und der N.W.A ist als nächstes nun die 2018 verstorbene Aretha Franklin an der Reihe. Die südafrikanische Theaterregisseurin Liesl Tommy beleuchtet in ihrem Debütfilm sämtliche Karrierestationen der einflussreichen "Queen of Soul", angefangen von ersten musikalischen Gehversuchen in der Kindheit hin zu den großen Erfolgen und persönlichen Tragödien. Leider wird der Film dem Schaffen der Ausnahmekünstlerin kaum gerecht. Formelhaft und inszenatorisch bieder wird das Leben der Musikerin wie ein ausgedehnter Wikipedia-Beitrag nacherzählt. Oscar-Preisträgerin Jennifer Hudson (,,Dreamgirls") überzeugt als Franklin, kann das überlange Biopic aber nur bedingt vor ermüdendem Mittelmaß bewahren. (pog)

Annette

Bewertung: ∗∗∗∗∗

Im englischsprachigen Debüt des französischen Surrealisten Leos Carax (,,Holy Motors") kämpft ein abgehalfterter Komiker mit seinem eigenen Ego. Der kontroverse Stand-Up-Comedian Henry McHenry (Adam Driver) führt eine medial stark beachtete Ehe mit der erfolgreichen Opernsängerin Ann (Marion Cotillard). Als die zwei ein Kind erwarten, nimmt das turbulente Liebesleben eine unerwartete Wende. Begleitet von fulminanten Kompositionen der Kultband Sparks inszeniert Carax seinen neuesten Film als ästhetisch überwältigende Rock-Oper über Liebe, Vergeben und toxische Maskulinität. Adam Driver gibt als Komiker mit Götterkomplex die wohl größte Leistung seiner ohnehin ehrwürdigen Schauspielkarriere ab. ,,The Big Bang Theory"-Star Simon Helberg beeindruckt in einer Nebenrolle als kauziger Dirigent. Ein wunderbar bizarres Musical-Meisterstück mit reichlich Subtext und unvergesslichen Bildern. (pog)

West Side Story

Bewertung: ∗∗∗∗

1963 wurde das Bühnenmusical ,,West Side Story" wenige Jahre nach seiner Uraufführung erstmals für die Leinwand adaptiert. Die Verfilmung mit Natalie Wood gilt bis heute als zeitloser Klassiker. 50 Jahre später wagt sich nun kein Geringerer als Regie-Urgestein Steven Spielberg an eine erneute Kino-Adaption des Erfolgsstoffes. Einmal mehr dreht sich die Geschichte um die puertoricanischen Sharks und die einheimischen Jets, zwei rivalisierende Straßengangs, die im New York der Fünfziger um jeden Preis ihr Revier verteidigen. Als sich eine Romanze zwischen Jet Tony (Ansel Elgort) und Maria (Rachel Zegler), der Schwester des Shark-Anführers, anbahnt, verhärten sich die Fronten weiter. Spielbergs furiose Neuverfilmung begeistert mit atemberaubenden Tanzchoreografien und virtuosen Kamerafahrten. Die von ,,Romeo & Julia" inspirierte Liebesgeschichte wird in ein zeitgemäßes Gewand gesteckt. (pog)