Hollywood traut sich langsam wieder nach Venedig. Nachdem US-Produktionen beim vergangenen Festival pandemiebedingt zurückgehalten wurden und Stars lieber daheim blieben, statt auf dem roten Teppich vorm Premierensaal Sala Grande Kinoglamour zu zelebrieren, stehen die Zeichen bei der 78. Ausgabe wieder auf mehr Normalität – zumindest in dieser Hinsicht. US-Beiträge und hochkarätige Filmprominenz: Beides ist zurück auf dem Festival in der Lagunenstadt, das ab 1. September zum Nabel der Filmwelt wird. Für die Filmfestspiele ist das nicht unbedeutend, haben sie sich doch in den vergangenen Jahren unter der Leitung von Alberto Barbera als Startrampe für potenziell oscarverdächtige Filme entwickelt. Spätere Oscargewinner wie „The Shape of Water“, „Joker“ und zuletzt „Nomadland“ feierten auf dem Lido ihre Premiere.
Ob Venedig mit der Auswahl in dieser Hinsicht diesmal auch wieder einen Volltreffer landet? Denis Villeneuves „Dune“ mit Timothée Chalamet und Zendaya ist dabei sicherlich das große Blockbuster-Event in Venedig. Nach diversen Verschiebungen wird die millionenschwere Adaption von Frank Herberts Science-Fiction-Romanen mit Spannung erwartet. „Dune“ läuft genauso außer Konkurrenz wie das Mittelalter-Epos „The Last Duel“ von Hollywood-Veteran Ridley Scott mit Matt Damon und Adam Driver. David Gordon Green setzt zudem mit „Halloween Kills“ nach seinem Reboot von 2018 die ewige Horror-Saga um den maskierten Killer Michael Myers erneut fort – wieder mit Jamie Lee Curtis, die wie Komiker und Regisseur Roberto Benigni dieses Jahr mit dem Ehrenlöwen für das Lebenswerk ausgezeichnet wird.
Eröffnet werden die Filmfestspiele allerdings erst einmal mit dem neuen Werk von Pedro Almodóvar. Er erzählt in „Madres paralelas“ von zwei Frauen unterschiedlichen Alters, die ungewollt schwanger werden. Wieder für ihn vor der Kamera: Seine Muse Penélope Cruz, mit der er bereits Klassiker wie „Volver“ drehte. „Madres paralelas“ ist einer von insgesamt 21 Beiträgen, die um den Goldenen Löwen konkurrieren – und damit um die Gunst der Jury unter Vorsitz des koreanischen Regisseurs und Oscar-Preisträgers Bong Joon-ho („Parasite“).
Newcomer sind im Wettbewerb ebenso dabei wie Regie-Stammpersonal, etwa Paolo Sorrentino, der mit „The Hand of God“ vertreten ist und Indie-Urgestein Paul Schrader, dessen Beitrag „The Card Counter“ Premiere feiert. Pablo Larraín, unter anderem das Biopic „Jackie“ mit Natalie Portman als frühere US-Präsidentengattin Jackie Kennedy drehte, beschäftigt sich erneut mit der Biografie einer berühmten Persönlichkeit: In „Spencer“ verkörpert Kristen Stewart Princess Diana, wie sie 1991 beschließt, sich von Prince Charles scheiden zu lassen und aus ihrem royalen Leben auszubrechen.
Sascha Rettig