„Eine Glanzleistung, nein: gleich zwei in einem Film“, befand die Schauspieljury über Hilde Dalik und ihre Darstellung in gleich zwei Rollen in der Mockumentary "Sargnagel  - Der Film". Dafür wurde die Schauspielerin nun mit dem Diagonale-Schauspielpreis geehrt. Ihre Darstellung, so die Jury weiter, zeige, „wie nuanciert Satire sein muss“. Wir trafen die 43-Jährige zum Interview.

Herzlichen Glückwunsch zum Diagonale-Schauspielpreis. Sie wurden nach der Weltpremiere von „Sargnagel“ überrascht Wie denn?
HILDE DALIK: Nach dem Film gab es ein Publikumsgespräch, dann kam plötzlich ein Film-Team auf die Bühne. Ich wollte eigentlich schon gehen, da habe ich meinen Namen gehört. Ich dachte im ersten Moment, das kann nur ein Scherz sein, die Preisverleihung ist ja erst!


Die Überraschung ist geglückt.
Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, nicht einmal daran gedacht oder kokettiert damit. Es ist unüblich, dass man für eine Komödie geehrt wird. Ich freue mich sehr über diesen Preis auf der Diagonale, weil ich immer sehr gerne hier bin.


Sie verkörpern in „Sargnagel“ eine Doppelrolle: eine karrieregeile Schauspielerin namens Hilde Dalik sowie Mercedes, die beste Freundin von Steffi Sargnagel, die sich in Voodoo Jürgens, der sich ebenso selbst spielt, verliebt. Wie kam es zur Doppelbesetzung?
Es war alles ein sehr langer Prozess. Ich habe das Regie-Duo (Anm. Gerhard Ertl, Sabine Hiebler) erstmals 2017 getroffen. Dieses Film-im-Film-Thema kam erst später dazu. Es ist eine schöne Sache, wenn man sich verändern kann, erst Recht, wenn man das innerhalb eines Films in zwei völlig verschiedene Richtungen machen darf.


Es ist eine sehr uneitle Darstellung. Wie humorvoll muss man sein, um das zu spielen?
Man muss schon über sich selbst lachen können. Dass wir mit unserem Namen auftreten, darüber haben wir gesprochen: Michi Ostrowski verkörpert auch im Film meinen Mann und einen Regisseur. Das ist keine Überhöhung von uns sondern mehr die Überhöhung eines Klischees oder der Vorstellung von einer Schauspielerin und ihrem Regisseur-Mann im Konkurrenzkampf.


Der Film lässt einen tief hinter die Kulissen des Kulturbetriebs blicken. Wie viel von solchen Klischees stecken im Filmbetrieb?
Offenbar steckt viel drinnen, das kommt nicht von ungefähr. Das hat das Regie-Duo auch nach dem Film gesagt. Beide haben ihre Erfahrungen bis zum fertigen Film einfließen lassen.

Steffi Sargnagel, Michi Ostrowski, Hilde Dalik
Steffi Sargnagel, Michi Ostrowski, Hilde Dalik © Filmladen


Steffi Sargnagel zählt zum Kultur-Inventar Wiens. Kannten Sie sie vorher schon?
Ich kannte ihre Texte und Bücher. Wir haben sie in der Familie herumgereicht. Ich war schon längere Zeit Fan von ihr.


Spielen Sie noch Theater?
Ich habe in der Josefstadt gekündigt. Ich habe nicht die Rollen gespielt, die ich gerne gespielt hätte.


Wie wichtig ist Ihnen die Rollenauswahl?
Die Rollenauswahl ist in Österreich beschränkt. Es gibt viele Schauspielerinnen, die wirklich gut sind. Ich bin dankbar für jedes Angebot. Eigentlich kommen die richtigen Rollen auch zu einem. Ich habe das Gefühl, dass die Rollen, die ich angeboten bekomme, immer interessanter werden.


Was hat sich durch die „Vorstadtweiber“ verändert?
Die öffentliche Wahrnehmung: Man ist mehr in den Wohnzimmern der Menschen drinnen.


Gut oder schlecht?
Damit muss ich rechnen, wenn ich Schauspielerin bin.


Was bedeutet Ihnen dieser Preis?
Das ist eine schöne Anerkennung für etwas, was man gern gemacht hat. Und es freut mich, dass ich für eine Komödie ausgezeichnet worden bin.