Schon 2020 war ein gutes Jahr für Regisseurinnen: 16 Prozent der umsatzstärksten Filme kamen von Frauen. Das klingt mickrig, ist aber der höchste Frauenanteil, der jemals gemessen wurde. Zum Vergleich: Für das Jahr 2018 berechnete die Studie von „The Center for the Study of Women in Television and Film“ an der San Diego University einen Wert von vier Prozent. Da geht also noch was! Bei allen aktuellen Unwägbarkeiten für das Kinojahr 2021 steht fest: Das Portfolio fertiger und höchstens auf Festivals gezeigter Filme unter weiblicher Regie ist prall gefüllt mit aufregenden Arbeiten. Welche Namen und Werke Sie sich unbedingt vormerken müssen.

Chloé Zhao


Die US-FilmkritikerInnen haben das Roadmovie „Nomadland“, das schon in Venedig triumphierte, als besten Film 2020 ausgezeichnet. Chloé Zhao bietet sich also mit ihrem düsteren Abgesang auf Amerika mit Frances McDormand in der Titelrolle als Oscar-Favoritin an. In den Kinos könnte der Film bald nach dem Aufsperren wieder laufen. Ab November soll dann Zhaos Action-Science-Fiction-Film aus dem Hause Marvel, „The Eternals“, zu sehen sein. Für die Wartezeit bietet sich der zweite Film der in China geborenen Filmemacherin an: In „The Rider“ erzählt die heute 38-Jährige einfühlsam von einem verunglückten Rodeoreiter in South Dakota, der seinen Weg zurück auf den Rücken der Pferde finden will. Ein fantastisches Drama über den verwaisten Westen Amerikas. Auf Amazon Prime.

Emerald Fennell


Als Schauspielerin kennt man Emerald Fennell u. a. aus der Netflix-Serie „The Crown“, wo sie seit der dritten Staffel als Camilla Parker Bowles zu sehen ist, oder aus Nebenrollen in „Pan“ oder „The Danish Girl“. 2021 stellt die 35-Jährige beim ab Ende Jänner stattfindenden Sundance Film Festival ihr Spielfilmdebüt „Promising Young Woman“ vor, wofür sie auch das Drehbuch geschrieben hat. Die Britin erhielt dafür als #MeToo-Film der Saison viele Vorschusslorbeeren: Carey Mulligan ist im zuckerlrosa blinkenden Film jedenfalls als schwarzherziger Racheengel zu sehen, der gegen übergriffige Männer vorgeht. Zur Einstimmung empfiehlt sich die Serie „Killing Eve“ auf Amazon Prime, für die Fennell u. a. die Bücher verfasste.

Kelly Reichardt


Ihr Western „First Cow“ zählte schon im Vorjahr zu den Berlinale-Lieblingen. Die US-Drehbuchautorin und Regisseurin Kelly Reichardt nähert sich auch dieses Mal von der Peripherie des Nordwestens der Geschichte einer Immigration an. Wie vielschichtig die 57-Jährige ihre Figuren anlegt und wie viel Raum sie ihnen in der Provinz gibt, ist erfreulich. Tipp: ihr letzter Episodenfilm „Certain Women“ mit drei packenden Frauenleben und den tollen Schauspielerinnen Laura Dern, Kristen Stewart und Michelle Williams. Leihen auf Amazon, iTunes etc.

Nia DaCosta


Weil Superheldinnen unter weiblicher Regie noch immer selten sind, ist es fast schon eine Sensation, dass mit „Candyman“ das sehnlichst erwartete Sequel zum Horror-Kultfilm von Bernhard Rose (u. a. Amazon, iTunes) aus dem Hause Marvel, dessen Kinostart für August geplant ist, von der erst 31-jährigen schwarzen US-amerikanischen Drehbuchautorin und Regisseurin Nia DaCosta(„Little Woods“) kommt. Und: Sie wurde auch mit dem „Captain Marvel“-Sequel beauftragt. Sie schreibt 2021 also fix Kinogeschichte. Vorfreude!

Regina King


Dass Schauspielerinnen wissen, wie man Darsteller führt, ist nichts Neues. Auch die Oscar-Preisträgerin Regina King („If Beale Street Could Talk“auf Sky) hat für „One Night in Miami“ (siehe rechts) die Seiten gewechselt. Die 49-Jährige hat am Lido 2020 damit schon Filmgeschichte geschrieben. Der Film läuft ab 15. Jänner übrigens auf Amazon Prime.