Das US-Studio Pixar hat sich mit Werken wie "Alles steht Kopf" oder "Wall.E" als Expertenhaus für anspruchsvolle Animationsfilme etabliert, die Ebenen abseits der gängigen "Freundschaft ist alles"-Philosophie erschließen. Den vorläufigen Höhepunkt des Bestrebens, knuddelige Animationen mit Humor und Tiefgang zu verbinden, stellt "Soul" dar - eine kleine Philosophie über den Sinn des Lebens, Jazz und die Inspiration. Ab Freitag (25. Dezember) bei Disney+.

Nachdem Corona auch dem eigentlich als Weihnachtshit des Filmstudios geplanten "Soul" einen Strich durch die Kinostartrechnung gemacht hat, ist der knuffelige Streifen nun exklusiv beim Streamingdienst des Mutterschiffs Disney zu sehen - als erster der bisher 23 Pixar-Streifen. Und wenn es je ein Animationswerk gab, auf den das handelsübliche Werbemotto "Ein Film für die ganze Familie" zutrifft, dann ist es wohl "Soul". Regisseur Pete Docter, der bereits hinter Erfolgsproduktionen wie "Oben" oder "Alles steht Kopf" stand, gelingt es, süße Animationen mit Slapstick, stilistische Vielfalt mit einer Reflexion über das Sein zu verknüpfen - und alles geht überraschend flüssig und nahtlos ineinander über.

Hauptfigur ist der Musiklehrer Joe Gardner (im Original von Oscarpreisträger Jamie Foxx gesprochen), der sich zwar durchaus ins Zeug legt, seine eher minderbegabten Schüler für die Musik zu begeistern, aber letztlich davon träumt, selbst als Jazzpianist die Bühne zu erobern. Als er sich in einem Vorspiel bei der legendären Saxofonistin Dorothea Williams (Angela Bassett) tatsächlich durchsetzt, schwebt Joe auf Wolke 7 - und das alsbald im wörtlichen Sinne. Schließlich übersieht er im Glückstaumel auf New Yorks Straßen einen fehlenden Gullydeckel und findet sich, mutiert zur wolkigen Knuffelversion seiner selbst, in der Schlange zum Eintritt ins Jenseits.

Das kann Joe am besten Tag seines Lebens nicht auf sich sitzen lassen und kämpft sich durch ins "Davorseits" - die Vorwelt, in welcher die an weiße Tennisbälle erinnernden kleinen Seelen von Mentoren auf ihren Einsatz auf der Erde vorbereitet werden. Die meisten freuen sich auf die Talente, mit denen sie ausgestattet werden - nicht aber Seele Nr. 22, die von Mutter Theresa bis Albert Einstein schon zahllose Mentoren verzweifelt zurückgelassen hat. Nun droht Joe an der Aufgabe zu scheitern, die renitente Kugel von den Freuden irdischen Lebens zu überzeugen - bis durch verquirlte Umstände er und Nr. 22 ihren Weg zurück nach New York finden. Allerdings landet Nr. 22 (gesprochen von Komikerin Tina Fey) im Körper von Joe, der sich wiederum in der Krankenhauskatze Mr. Mittens wiederfindet. Nun müssen sich beide in ihrem neuen Ich zurechtfinden und die Frage beantworten, was im Leben wirklich zählt.

Stilistisch changieren die Macher bei diesem metaphysischen Parforceritt zwischen der detailreich gezeichneten Großstadtwelt und einem pastellfarbenen Davorseits, dessen Energiewesen aus Picassos Feder entsprungen scheinen. Und dann entführt noch der Jazzer Jon Batiste mit seinen Kompositionen Joe und die Zuschauer in eine ganz eigene Welt. Alles in allem bietet "Soul" mithin die idealen Voraussetzungen, an den Feiertagen die Seele wenn schon nicht baumeln, dann inspirieren zu lassen.

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