Das Heimkino ist immer nur Ersatz. Lockdown-Abende bieten die Chance, ein paar Perlen aus jener Zeit nachzuschauen, als es noch Kinoprogramm gab – oder sie zu sehen, bevor sie dann auch auf die Leinwand kommen. Gute Projektion!

How to Build a Girl


Doofe deutsche Übersetzung, brillanter Film: „How to Build a Girl“ („Johanna – Eine (un)typische Heldin) erzählt die Geschichte der 16-jährigen Johanna: klug, wortgewandt, pummelig, witzig – und gemobbt. Nachdem sie einen Schreibwettbewerb gewinnt, wird sie als Musikkritikerin engagiert. Köstlicher, böser und brennender Coming-of-Age-Film über das junge Ich der britischen Kritikerin, Autorin und Feministin Caitlin Moran, die dafür das Drehbuch verfasst hat. Es gibt nicht viele Schauspielerinnen, die das verkörpern können. Beanie Feldstein („Booksmart“) betört.
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Robolove


Wie nahe Science Fiction unserem Leben schon ist, zeigt Filmemacherin Maria Arlamovsky in ihrem viel beachteten Dokumentarfilm „Robolove“: Die Regisseurin reiste dafür nach Südkorea, Japan, Malaysia oder die USA und machte sich auf die Suche nach der Seele von Androiden. Ein bisschen „Zurück in die Zukunft“ zum Jahresausklang 2020.
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Als wir tanzten


Intensiv, sinnlich, lebensbejahend: Levan Akin erzählt in seinem sensationellen Coming-of-Age-Drama „Als wir tanzten“ die Lovestory eines schwulen Tänzers und von seinem Traum, ins georgische Nationalballett aufgenommen zu werden. Akin, der in Schweden aufwuchs und dessen Eltern Teil der georgischen Diaspora in der Türkei waren, gelingt ein universeller Film über Liebe, Freiheit, Selbstbestimmung.
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Undine


Es ist einer der betörendsten Liebesfilme dieses seltsamen Kinojahres: Christian Petzolds „Undine“. In der Verfilmung nach Ingeborg Bachmanns Kurzgeschichte „Undine geht“ begegnen und verlieben sich Industrietaucher Christoph (Franz Rogowski) und Stadthistorikerin Undine (Paula Beer) unter einem zerbrochenen Aquariumglas. Die Undine aus dem Jahr 2020 versucht, sich ihrem Schicksal als Männermörderin zu widersetzen.
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Mulan


Sie wäre eine von vielen Superheldinnen gewesen, die in diesem Jahr die Leinwand gerockt hätten: das chinesische Mädchen Mulan, das sich zur Zeit der nördlichen Wei-Dynastie als Bauernjunge ausgibt, um in der kaiserlichen Armee zu kämpfen. Niki Caros Realverfilmung „Mulan“ landete coronabedingt gleich online, ab morgen auf Disney+ streambar.

Mehr zum Thema

Glory to the Queen

Die coole Netflix-Mini-Serie „The Queen’s Gambit“ hat einen Schach-Boom ausgelöst. „Glory to the Queen“ erzählt eine wahre Schachheldinnen-Geschichte. Während des Kalten Krieges revolutionierten vier Frauen aus Georgien die Schachwelt und wurden zu sowjetischen Ikonen. Die Doku von Tatia Skhirtladze und Anna Khazaradze zeichnet auf beeindruckende Weise ihre Leben fort. Zu sehen am wunderbaren „This Human World Festival“, das heuer online stattfindet.
Online-Ausgabe vom This Human World Festival, 12. 12., 18 Uhr (plus 48 Stunden). Tickets:thishumanworld.com

The Earth Is Blue as an Orange


Noch ein Film aus diesem Programm: „The Earth Is Blue as an Orange“ von Iryna Tsilyk mauserte sich zum Liebling beim Sundance Festival. Mitten im ukrainischen Kriegsgebiet Donbass dokumentiert eine filmverliebte Familie ihren Alltag an der Front mit einer Kamera.
Heute der Eröffnungsfilm beim This Human Festival (siehe weiter oben).

The Assistant

Sein Name fällt nie, und dennoch berichtet Kitty Greens subtiler Film über systematischen Machtmissbrauch à la Harvey Weinstein. Julia Garner mimt in „The Assistant“ die Assistentin eines erfolgreichen, gefürchteten Filmproduzenten.

Smuggling Hendrix

Was passiert, wenn ein Hund die UN-Pufferzone auf Zypern betritt? „Smuggling Hendrix“ ist ein herzenswarmer Film über den nicht besonders erfolgreichen Musiker Yannis und seinen Begleiter.

Harriet

Großes Kino, bei der Oscarverleihung 2020 übergangen: „Harriet“ erzählt die wahre Geschichte von Harriet Tubman. Von der Sklavin mutierte sie während des Sezessionskrieges zur bedeutenden Freiheitskämpferin der US-amerikanischen Geschichte. Cynthia Erivo brilliert.