Am 9. November 2016 um 08.34 Uhr war es Gewissheit. Donald Trump gewann in dieser Nacht das Rennen um den Einzug ins Weiße Haus gegen Hillary Clinton. „Ich war total geschockt, weil ich nicht erwartet hatte, dass er gewählt wird – wie die meisten nicht“, erinnert sich Susanne Brandstätter. Dieser 45. US-Präsident hat nicht nur die Vereinigten Staaten gespalten, sondern auch den Rest der Welt.
„Ich wollte herausfinden, wie es möglich war, dass er gewählt worden ist“, sagt Brandstätter, die in Los Angeles geboren wurde, aber seit 1975 in Österreich lebt, 30 Jahre davon in Kärnten. In der Doku „This Land Is My Land“, die ab Freitag in den Kinos läuft, lässt sie die Sympathisanten von Donald Trump zu Wort kommen. Also jene, die von den Demokraten gerne als „Deplorables“, also „Bedauernswerte“ bezeichnet werden. Brandstätter hört ihnen zu: in ihren Küchen, Gärten und Wohnzimmern. Später lässt sie Trump-Fans auf andersdenkende Freunde oder Familienmitglieder treffen. Sie unterstreicht damit das Verbindende, setzt auf den Dialog.
Es kommen Menschen zu Wort, die man nicht als Trump-Fans eingeordnet hätte: Ex-Langzeit-Demokraten, Akademiker, junge Frauen und Immigranten. Sie alle erklären, warum sie ihn wählen. „In den Medienberichten werden die Trump-Wähler gerne auf einen einfachen Nenner reduziert und man hat eine stereotype Idee vor Augen.“
Der Film beginnt mit einem einrollenden Lastwagen. Darauf ist ein Foto Clintons hinter Gittern zu sehen und daneben ist zu lesen „Professional Liar Caught“. Brandstätters Devise lautete: „Don’t argue, listen.“ Also streite nicht, sondern höre zu. Denn: „Für mich war es extrem wichtig, die Bereitschaft zu haben, mich auf andersdenkende Menschen einzulassen. Ich habe mit sehr offenen Ohren und offenem Herz zugehört, aber das heißt nicht, dass ich meine eigenen Wertvorstellungen verraten oder aufgeben musste“, erzählt sie.
Eine Jugendliche kommt zu Wort, die erzählt, wie sie von Mitschülern und Lehrern geschnitten wurde, als sie erklärte, pro Trump zu sein. Andere erhofften sich ein Handeln in der Drogenproblematik. Brandstätter hat ihre Protagonisten über längere Zeit begleitet. Gesucht – und gefunden – hat sie diese im Swing-State Ohio. Mitten im US-Wahlkampf, mitten in einer Zeit der verhärteten Fronten ist der Film klug positioniert.
Für Brandstätter ist die Doku aber kein reiner Trump-Film. „Es geht auch um die eigene Bereitschaft, sich auf Menschen einzulassen, die vielleicht ganz anders sind als wir selbst.“ Hat die Coronakrise etwas an der Haltung seiner Wählerschaft verändert? „Ich denke, Trump-Anhänger bleiben im Grunde Trump-Anhänger.“ Nachsatz: „Die Spaltung, die in dem Film auch stark zu spüren ist, wird momentan immer schlimmer. Sie wird durch die Wahlkampagnen richtig aufgeheizt.“ Sie sei neugierig, wie die kommende Wahl ausgehe. „Es ist eine schwierige Zeit für die USA. Und es betrifft uns alle. Denn was in den USA passiert, hat auf die ganze Welt Auswirkungen.“