Die meisten Fotografen sind schrecklich langweilig. Und die meisten Filme über Fotografen sind es auch. Sie zeigen einen Kerl hinter einer Kamera. Man sieht seinen Rücken, man sieht die Kamera, man hört das Klick, klick, klick“, heißt es zu Beginn. Eines vorweg: Diese Sorge ist im Fall „Helmut Newton – The Bad And The Beautiful“ von Gero von Boehm unbegründet. In seiner kurzweiligen Doku porträtiert er den 2004 verstorbenen Provokateur und Großmeister hinter der Kamera. „Ich zeige den Menschen Helmut Newton, nicht nur den Fotografen“, sagt der Filmemacher gegenüber der Kleinen Zeitung.
Helmut Newton liebte die Frauen. Und sie liebten seine Kamera. In seinen unverwechselbaren, aus heutiger Sicht garantiert shitstormtauglichen, aber stets mit Humor gepfefferten und mit männlichen Adjektiven versehenen Fotografien machte er sie zu Ikonen – vorzugsweise in Schwarz-Weiß und häufig nackt. Feministinnen waren erzürnt über die Darstellung von Frauen als inszenierte Lustobjekte.
Gero von Boehm übergibt in dieser Doku das Wort an die Frauen: an die Sängerinnen Grace Jones und Marianne Faithfull, die Schauspielerinnen Isabella Rossellini, Charlotte Rampling und Hanna Schygulla oder die Models Claudia Schiffer und Nadja Auermann.
Sie alle erzählen, wie es zu den Bildern kam, warum sie sich nackt ablichten ließen und welche Konsequenzen das hatte. „Vogue“-Chefin Anna Wintour erläutert, wie sich Newton freute, dass sie seine Bilder von im Ofen gebackenen Hühnern, dekoriert mit Edelsteinen, in ihrem Magazin ablichten wollte. Er freue sich schon auf die Leserbriefe, schrieb er ihr.
„Helmut Newton hat stets viele Faxe in alle Welt geschickt“, sagt von Boehm. Und: „Kritik von außen hat ihn eher noch stimuliert.“ Er lernte den Fotografen 1997 „zufällig“ kennen. „Wir hatten eine ähnliche Art, auf die Welt zu blicken.“ Schon bald war die Kamera bei ihren ausgedehnten Spaziergängen in Berlin dabei.
Laut von Boehm war Newtons Credo: „Vor der Kamera sind alle Menschen gleich.“ Seine Frauen hätten keine Haute Couture gebraucht. Der Fotograf selbst habe es gehasst, vor der Kamera zu stehen. Nebst langen Einstellungen auf die zeitlosen Werke lebt die Doku von den Interviews mit Newton und Sätzen wie: „Ich bin ein professioneller Voyeur.“