Der Film ist Legende: Regisseur Claude Lelouchs"Ein Mann und eine Frau" aus dem Jahr 1966. In dem Klassiker der Nouvelle Vague spielten Jean-Louis Trintignant und Anouk Aimée ein Liebespaar unter schwierigen Umständen: Jena-Louis und Anne sind beide verwitwet und begegnen einander, als sie ihre Kinder im selben Internat unterbringen. Da beide noch um ihre verstorbenen Partner trauern, steht ihre Annäherung unter keinem guten Stern.
Heute gilt der melancholische Film als eine der größten Romanzen der Kinogeschichte - etwa aufgrund seiner speziellen Ästhetik und seiner fantastischen Besetzung, die dem Werk die Goldene Palme in Cannes, einen Oscar für das Originaldrehbuch, Oscar und Golden Globe als bester ausländischer Film, für Aimee noch Golden Globe und britischen Film Award einbrachte. Die 1985 gedrehte Fortsetzung "Ein Mann und eine Frau – 20 Jahre später" konnte an den Erfolg des ersten Films nicht anschließen. Legendär hingegen ist mittlerweile die Filmmusik von Francis Lai.
Nun bringt Lelouch, inzwischen 82, eine nochmalige Weiterentwicklung der legendären Liebesgeschichte ins Kino: Und wieder sind Trintignant und Aimée dabei seine Hauptdarsteller - er ist inzwischen 89, sie 88 Jahre alt. "Die schönsten Jahre eines Lebens" heißt der Film, der nächste Woche bei uns startet und die beiden Schauspieler auf der Leinwand wiedervereint: Darin versuchen nun die beiden Kinder, die dasselbe Internat besuchten, das einstige Paar wieder zusammenzubringen allerdings eher aus therapeutischen als aus romantischen Gründen.
Denn Jean-Louis lebt, inzwischen von schwerer Demenz gezeichnet, in einem exklusiven Altersheim. Als Anne ihn besucht, entwickelt sich zwischen den beiden zunächst zögerliche Gespräche, später folgen kleine Ausflüge in die gemeinsame Vergangenheit. Während Anne sich eigener Erinnerungen und lang verdrängter Gefühle gewahr wird, vertieft Jean-Louis das Gefühlschaos durch unberechenbare Wechsel zwischen hellen Momenten und haltlosen Fantasien.
So ergeben sich immer wieder überraschende Exkursionen des
inzwischen so ungleichen Paares zwischen Erinnerungsfetzen,
gefühlten Momenten, kurzen Realitätsschüben, romantischen
Tagträumen, groteskem Humor. Das Schönste dabei: Lelouch, Aimee und Trintignant gelingt es, die wunderbar melancholische Stimmung der ersten filmischen Begegnung auch mehr als 50 Jahre später wieder einzufangen.
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