Man könnte es am Ende auch als großes Favoritensterben bezeichnen: Nicht Sam Mendes' Kriegsepos "1917" in One-Shot-Optik (10 Nominierungen), noch Quentin Tarantinos Hommage ans Hollywood der 1960er "Once Upon A Time ... in Hollywood" (10 Nominierungen) noch Todd Philipps' Comicverfilmung und Psychostudie "Joker" (10 Nominierungen) setzte sich am Ende in den wichtigsten Kategorien durch, sondern ein südkoreanischer Film. Erstmals in der Oscargeschichte. Bong Joon-hos bitterböse, präzise und eindringlich erzählte Gesellschaftsparabel "Parasite" holte sich am Ende die beiden Preise in den Königskategorien "Bester Film" und "Beste Regie" ab, jenen für das "beste Original-Drehbuch" - und, wie erwartet, den Preis für den besten nicht englischsprachigen Film. Hier eine seiner Dankesreden.

So setzte "Parasite" sich mit insgesamt vier Preisen aus sechs
Nominierungen auch an die Spitze des Gesamtfeldes. Der mit elf
Nominierungen als Topfavorit in den Abend gegangene "Joker" von Todd Phillips musste sich mit den Auszeichnungen für den besten
Hauptdarsteller (Joaquin Phoenix) und die beste Musik begnügen.
Sogar völlig leer aus ging Martin Scorseses Mafiaepos "The
Irishman".

Den Live-Blog zum Nachlesen gibt es hier.

Beste Hauptdarstellerin: Renee Zellweger für "Judy"

Judy Garland hat ihr Glück gebracht: US-Schauspielerin Renee Zellweger ist bei den 92. Oscars in Los Angeles als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet worden. Die Trophäe erhielt die 50-Jährige für ihre Leistung in dem Biopic "Judy" über die Hollywoodlegende. Es ist Zellwegers zweiter Oscar,
nachdem sie für "Unterwegs nach Cold Mountain" 2004 beste
Nebendarstellerin wurde.

Bester Hauptdarsteller: Joaquin Phoenix für "Joker"

Vierte Nominierung, erster Sieg: Das war ein Sieg mit Ansage: Joaquin Phoenix ist bei der 92. Oscar-Gala wie erwartet für seine herausragende Leistung in Todd Phillips Comic-Psychoporträt "Joker" mit der Trophäe für den besten Schauspieler geehrt worden. "Die Ausdrucksmöglichkeit hat mir das außergewöhnlichste Leben ermöglicht", zeigte sich der 45-Jährige überwältigt von der Auszeichnung für seine Schauspielerei.

Zugleich nutzte Phoenix seine Dankesrede für einen allgemeinen Aufruf: "Wir sprechen über den Kampf gegen die Ungerechtigkeit."

Beste Nebendarstellerin: Laura Dern für "Marriage Story"

Bei ihrer dritten Nominierung als Schauspielerin konnte Laura Dern schließlich triumphieren: Sie setzte sich bei der Gala zu den 92. Oscars in Hollywood mit ihrer Interpretation einer überspannten Anwältin in Noah Baumbachs "Marriage Story" in der Sparte der Nebendarstellerinnen gegen die Konkurrenz durch - wie prognostiziert.

"Man sagt: Triff nie deine Helden. Aber wenn man viel Glück hat, hat man sie als Eltern", bedankte sich die 53-jährige, die just am 10. Februar ihren Geburtstag feierte, bei ihren Schauspielereltern Bruce Dern und Diane Ladd. An ihren Regisseur gerichtet, sagte sie: "Danke Noah, für deine Vision, deine Magie und deine Worte."

Bester Nebendarsteller: Brad Pitt für "Once Upon a Time ... in Hollywood"

Vier Anläufe hat er gebraucht, nun kann Hollywoodstar Brad Pitt endlich den Titel des Schauspiel-Oscargewinners tragen: Für seinen Part des Stuntman Cliff Booth in Quentin Tarantinos "Once Upon A Time... In Hollywood" holte sich der 56-Jährige gleich zum Auftakt der 92. Oscar-Gala in Hollywood die Trophäe der besten Nebendarsteller.

"Du bist originell, einzigartig, die Filmindustrie wäre ohne Dich ein sehr viel trauriger Ort", zollte Brad Pitt seinem Regisseur Tarantino Respekt für eine Arbeit.

Was sonst noch passierte? Es regnete, es gab einige starke Statements, zum Siegeszug vom Streamingdienst Netflix kam es wie zuletzt bei den Golden Globes nicht - aus 24 Nominierungen wurden zwei Goldbuben - und Spike Lee zollte einem jüngst Verstorbenen Tribut - nämlich dem Basketballstar Kobe Bryant seinem, indem er dessen Trikotnummer "24" in Gold auf seinem Frack trug.

Müde Gala, maue Popauftritte

Wie im Vorjahr verzichtete man auch heuer auf einen fixen Moderator, stattdessen durften sich etliche Stars als Pausenüberbrücker und Preisüberreicher verdingen. Wirklich Schwung brachte man dadurch in die Angelegenheit allerdings nicht, mal abgesehen von der sehr bemüht inszenierten Musikeröffnung durch Sängerin Janelle Monae. Viel spekuliert wurde im Vorfeld auch über den Auftritt von Popstar Billie Eilish, immerhin steuert sie den Titelsong zum nächsten James-Bond-Streifen bei. Letztlich war ihre Version von "Yesterday", die das traditionelle "In Memoriam"-Segment begleitete, allerdings ziemlich gediegen und unspektakulär.