"Jojo Rabbit“, der diese Woche im Land der Täter ins Kino kommt, ist der provokanteste Film der Saison. Für Taika Waititi, den neuseeländischen Autor und Regisseur maori-jüdischer Herkunft, war die „Anti-Hass-Satire“ seit Langem ein Herzensprojekt.
Er selbst parodiert darin Hitler. Titelheld ist aber der zehnjährige Johannes Betzler (Roman Griffin Davis), ein fanatischer Hitlerjunge. Er gibt dem Film die naiv-unschuldige Perspektive, mit der „Jojo Rabbit“ nur in wenigen Szenen bricht.

Galgenhumor


Es ist eine Teenager-Komödie in der fiktiven Nazistadt Falkenheim, kurz vor der Befreiung 1945. Als imaginärer bester Freund steht Jojo kein anderer als der Führer persönlich zur Seite. Seine Mutter dagegen macht keinen Hehl aus ihrer Verachtung für die Nazis. Zur Überraschung Jojos versteckt sich in seinem Dachboden ein jüdisches Mädchen. Diese Elsa führt Jojos kindisch-lächerliche antisemitische Propaganda mit fantastischem Galgenhumor ad absurdum. Während Jojo in Konflikt mit seinem blinden Fanatismus und damit auch mit Fantasie-Adolf kommt, rücken die Front und die Befreiung unaufhörlich näher.

Irritierende Leichtigkeit

„Jojo Rabbit“ verfolgt ein humoristisches Konzept, bei dem alles schiefgehen kann. Die Leichtigkeit, mit der Waititi in bewusster Verfremdung vom Leben im Totalitarismus erzählt, irritiert.
Was dem Film seine Ernsthaftigkeit zurückgibt, sind Scarlett Johansson als Jojos alleinerziehende Mutter Rosie und die 19-jährige Thomasin McKenzie. Sie spielt ihre Elsa unfassbar fein und stark. Gänzlich pathosfrei, ist sie das implizit tragische Element im Film, das durch all die Propaganda-Farce einen flüchtigen Blick aufs Schrecklich-Reale freigibt. Mit unerwarteter Wucht und fast im Alleingang macht Elsa die Komödie „Jojo Rabbit“ zum emotionalen Schwergewicht.