Die 77. Golden Globes sind vergeben und bergen einige Überraschungen: Nicht die vielfach nominierten Netflix-Filme wie Martin Scorseses "The Irishman" oder Noah Baumbachs "Marriage Story" setzten sich am Ende durch, sondern klassisches Leinwandfilme wie jenes vom "James Bond"-Regisseur Sam Mendes. Sein Kriegsepos "1917", ein visuelles Feuerwerk und ein "One Shot Film" über den Ersten Weltkrieg, holte sich u.a. gleich zwei Weltkugeln in den Königsklassen "bestes Drama" sowie "beste Regie". Hierzulande läuft der Film am 16. Jänner in den Kinos an.
Mit seiner coolen Hommage ans Hollywood der 1960er unter dem Titel "Once Upon a Time ... in Hollywood" setzte sich Quentin Tarantino in der Kategorie beste Komödie/bestes Musical durch. Für das Werk gab es zuvor bereits andere Auszeichnungen: Tarantino wurde auch für das beste Drehbuch geehrt, Brad Pitt als bester Nebendarsteller.
Favoriten setzten sich bei Schauspielpreisen durch
Die amerikanische Schauspielerin Renee Zellweger (50) holte den
Golden Globe als beste Schauspielerin in dem Filmdrama "Judy", aktuell im Kino, über die Schauspiel-Ikone und Sängerin Judy Garland. In der Männerriege gewann der amerikanische Schauspieler Joaquin Phoenix (45) für seine Rolle in dem düsteren Thriller "Joker" den Globe als bester
Drama-Darsteller.
Beste Hauptdarstellerin in der Sparte Komödie/Musical wurde die US-Komikerin und Musikerin Awkwafina für ihre Rolle in der Tragikomödie "The Farewell". Gleich zwei Auszeichnungen gab es auch für "Rocketman" über das Leben des Sängers Elton John: Der Brite Taron Egerton gewann den Golden Globe als bester Hauptdarsteller in der Sparte Komödie/Musical - und Elton John selbst wurde für den besten
Filmsong geehrt. Als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet: Laura Dern für ihr Spiel als Scheidungsanwältin in "Marriage Story"
Amwärter aus Österreich gab es diesmal nicht. In der Kategorie
"Bester nicht-englischsprachiger Film" siegte der Südkoreaner Bong
Joon Ho (50) mit seinem gefeierten sozialkritischen Thriller-Drama
"Parasite".
Viele ausgezeichnete Briten bei den TV-Preisen
Bei den Golden Globes in Los Angeles hat es in den Fernsehkategorien ungewöhnlich viele Preisträger gegeben, die nicht aus den USA stammen. Zwei Preise gingen in der Nacht auf Montag in Los Angeles an das opulente Familiendrama "Succession" über einen alternden TV-Mogul.
Die Reihe gewann in der Königskategorie als beste Dramaserie und der in Schottland geborene Brite Brian Cox wurde zum besten Hauptdarsteller einer Dramaserie erkoren. Die von HBO produzierte US-Serie ist in unserem Breiten beim Sender Sky Atlantic HD zu sehen.
Mehrere Trophäen gingen an britische Werke: Beste Schauspielerin in einem Drama wurde die Britin Olivia Colman als Queen Elizabeth II. in der Netflix-Serie "The Crown". In der Comedy-Kategorie gewann BBCs "Fleabag" als beste Serie. Deren Autorin Phoebe Waller-Bridge spielt darin eine einsame Großstädterin. Die Londonerin gewann auch den Preis als beste Hauptdarstellerin in einer Comedy-Serie. Bei uns erschien "Fleabag" bei Amazon.
Bester Komödien-Hauptdarsteller wurde Ramy Youssef für seine autobiografische Serie "Ramy" über einen US-amerikanischen Mittzwanziger mit ägyptischen Wurzeln. Produziert wird "Ramy" von Hulu.
Beste Mini-Serie wurde das US-amerikanisch-britische Atomkatastrophendrama "Chernobyl" von HBO (Sky). Der Schwede Stellan Skarsgard gewann darin für seine Verkörperung eines sowjetischen Politikers den Preis als bester männlicher Nebendarsteller. Bester Hauptdarsteller in einer Miniserie wurde der Australier Russell Crowe als TV-Produzent Roger Ailes in "The Loudest Voice". Den Preis als beste Hauptdarstellerin einer Miniserie gewann Michelle Williams für ihre Verkörperung der Schauspielerin und Tänzerin Gwen Verdon in der Serie "Fosse/Verdon". Patricia Arquette wurde für "The Act" zur besten Nebendarstellerin ernannt.
Bissige Kommentare und politische Reden
Komiker Ricky Gervais (58) hat bei seiner fünften Moderation der Golden Globes am Sonntag in Los Angeles erneut mit vielen kontroversen Sprüchen durch den Abend geführt. "Es war ein großes Jahr für Pädophilie-Filme. "Surviving R. Kelly", "Leaving Neverland", "The Two Popes"", sagte Gervais zu Beginn der Verleihung zu Filmen über R. Kelly, Michael Jackson und die römisch-katholische Kirche.
Als einige der Anwesenden darüber das Gesicht verzogen, sagte der Brite: "Haltet den Mund! Ist mir egal". Zur Serie "Morning Show", die beim Streamingdienst Apple+ läuft, bemerkte Gervais: "Ein fantastisches Drama darüber, wie wichtig es ist, Würde zu bewahren und das Richtige zu tun - gemacht von einer Firma, die in China Sweatshops betreibt." Apple-Vorstandschef Tim Cook war ebenfalls im Saal und wahrte ein ruhiges Gesicht. Gervais ergänzte: "Die Unternehmen, für die ihr arbeitet: Apple, Amazon, Disney (...) Wenn ISIS einen eigenen Streamingdienst starten würde, würdet ihr euren Agenten anrufen."
Der britische Komiker legte nach: "Ihr seid nicht in einer Position, in der ihr die Öffentlichkeit über irgendetwas belehren könntet. Ihr wisst nichts über die wahre Welt - die meisten von euch haben weniger Zeit in der Schule verbracht als Greta Thunberg."