Mit Roger Michells "Blackbird" startet am Freitag in der nordspanischen Küstenstadt San Sebastian die 67. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals (bis 28. September). Insgesamt 17 Filmbeiträge gehen ins Rennen um die begehrte "Goldene Muschel".
Roger Michells Sterbehilfedrama - ein Remake von Bille Augusts "Silent Heart" - dürfte die Latte gleich ziemlich hochlegen, zumindest was Staraufgebot und Schauspielleistungen angeht. Immerhin standen Susan Sarandon, Kate Winslet, Mia Wasikowska und Sam Neill vor der Kamera. Doch die Konkurrenz ist stark.
Hollywoodstar James Franco, der die vergangene Festivalausgabe mit "The Disaster Artist" gewann, tritt heuer mit "Zeroville" an. In der Tragikomödie führt Franco nicht nur Regie, sondern ist neben Megan Fox, Seth Rogen und Will Ferrell auch selbst zu sehen. Die Französin Alice Wincour geht mit dem Astronautendrama "Proxima" mit Eva Green und Matt Dillon in den Hauptrollen ins Rennen. Ihr Landsmann Guillaume Nicloux lässt in "Thalasso" den Schriftsteller Michel Houellebecq und Gerard Depardieu in weißen Bademäntel gegeneinander antreten und über die Welt philosophieren.
Spanischer Oscarpreisträger
Unterdessen versucht der spanische Oscarpreisträger Alejandro Amenabar die Jury unter Vorsitz des irischen Regisseurs Neil Jordan mit seinem spanischen Bürgerkriegsdrama "While at war" zu überzeugen. Das will auch die deutsche Regisseurin Ina Weisse mit "Das Vorspiel", in dem eine Geigenlehrerin (Nina Hoss) sich mehr um einen neuen Schützling kümmert als um ihre eigene Familie. Die Polin Malgorzata Szumowska erzählt in "The Other Lamb" die Geschichte einer Jugendsekte, während der aus Kasachstan stammende Adilkhan Yerzhanovs in "A Dark-Dark Man" einen Inspektor und einen Journalist im Fall eines toten Kindes ermitteln lässt.
Der Kampf um die "Goldene Muschel" dürfte wieder spannend werden. Alfonso Cuaron hat seinen Preis hingegen schon sicher. Während der Festivaleröffnungsgala wird sein oscargekröntes Filmdrama "Roma" mit dem Fipresci-Kritikerpreis als "Bester Film des Jahres" prämiert. Auch die Hollywoodstars Penelope Cruz, Donald Sutherland sowie der griechisch-französische Kultregisseur Konstantinos Costa-Gavras haben ihre Trophäen bereits sicher. Sie werden in San Sebastian mit dem Donostia-Award für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Griechisches Schuldendrama
Costa-Gavras reist mit Griechenlands ehemaligen Finanzminister Yanis Varoufakis in die baskische Küstenstadt, auf dessen Buch Costa-Gavras Film ("Adults in the room") über das griechischen Schuldendrama von 2015 basiert. Penelope Cruz stellt unterdessen Oliver Assayas neuen Spionagefilm "Wasp Network" vor, in dem sie die Hauptrolle spielt. Der 84-jährige Kanadier Donald Sutherland nimmt seinen Preis vor der Aufführung seines jüngsten Films "The Burnt Orange Heresy" in Empfang, in dem auch Mick Jagger zu sehen ist.
Neben der "New Directors"-Sparte und der Retrospektive über den mexikanischen Regisseur und Drehbuchautor Roberto Gavaldon (1909-1986) wird auch in diesem Jahr mit besonderer Spannung wieder der "Perlak"-Wettbewerb erwartet, in welchem der begehrte Publikumspreis vergeben wird. In dieser Sparte treten die "Perlen" anderer Festivals um die Gunst der Festivalzuschauer an. Hirokazu Koreeda und Juliette Binoche stellen ihren Venedig-Eröffnungsfilm "The Truth" vor, Ken Loach "Sorry we missed you" und Steven Soderbergh seinen Venedig-Beitrag "The Laundromat" mit Meryl Streep, Gary Oldman, Antonio Banderas und Sharon Stone in den Hauptrollen.
Robert Pattinson und Willem Dafoe standen in Robert Eggers Cannes-Film "The Lighthouse" vor der Kamera. Vielleicht geht der Publikumspreis heuer aber auch an Benedict Andrews "Seberg", der am Freitag zur Festivaleröffnung von Twilight-Star Kristen Stewart in San Sebastian vorgestellt wird.
San Sebastian gehört neben Cannes, Venedig und Berlin zu den großen A-Filmfestival und endet am 28. September mit der Vergabe der "Goldenen Muschel" und dem Abschlussfilm "The Song of Names", in dessen Hauptrollen Tim Roth, Catherine McCormack und Clive Owen zu sehen sind.